Seit längerer Zeit wollen wir gute Freunde in Aurich besuchen und nutzen jetzt die Gelegenheit dies in die Tat umzusetzen. Dabei werden wir uns Aurich und die Umgebung ein bisschen genauer ansehen. Natürlich nehmen wir auch die Fahrräder mit, denn da gibt es tolle Radwege und die Auricher Rundtour. Nach gut einer Stunde Fahrzeit sind wir auch schon da. Somit kommen wir früh auf dem Wohnmobilstellplatz „Wohnmobilstellplatz am Bad De Baalje in Aurich“ 53°27`58„N/7°28`45„E an und können uns sogar noch einen schönen Platz aussuchen. Wir stehen hier sehr Stadt nah und können somit zu Fuß die Innenstadt erreichen. Außerdem befindet sich hier auch gleich der Hafen sozusagen um die Ecke. Aurich ist die zweitgrößte Stadt in Ostfriesland im Nordwesten von Niedersachsen. Aurich wird im ostfriesischen Platt auch AUERK genannt. Ich habe in den 80zigern mal für ein halbes Jahr in Aurich gearbeitet und jetzt wollen wir mal sehen, ob und wieviel sich hier verändert hat. Den Hafen lassen wir erstmal links liegen und begeben uns zum Auricher Schloss. Ursprünglich befand sich an seiner Stelle der Wohnsitz der Häuptlingsfamilie Cirksena erbaute Burg. Man stellte den schlechten Zustand der Burg fest, trug diese komplett ab und erbaute auf den alten Grundmauern das neue, heutige Schloss. Die Bauzeit betrug vier Jahre. Der Turm des Schlosses ist für die Öffentlichkeit nach Anmeldung zugänglich gemacht worden, um einen Rundblick über Aurich zu ermöglichen. Hier befinden sich auch der Marstall und der Schlossplatz. Etwas weiter steht die Alte Wache. Unser Weg führt uns dann zum Mauseleum der Familie Cirksena auf dem Stadtfriedhof. Wir gehen zurück Richtung Innenstadt und kommen zum zu dem Weh Hoher Wall. Hier befindet sich der Synagogenplatz. Am früheren Standort der Auricher Synagoge am Hohen Wall wurde ein Denkmal für die Auricher Opfer des Holocaust geschaffen. Es handelt sich um Basaltsäulen, auf denen die Namen und die bekannten Lebensdaten der Holocaustopfer zu lesen sind sowie die Lager, in die sie deportiert wurden. Später erweiterte man die Gedenkstätte um eine weitere Steinsäule, die ein Modell der nieder gebrannten Synagoge trägt. Ganz in der Nähe stehen einige aus Holz geschnitzte Bären. Das sieht lustig aus. Jetzt besuchen wir die Altstadt und sehen schon von weitem den Auricher Sous-Turm oder auch Tauchsieder genannt, der auf dem Marktplatz steht. Stadtkunst? Daran scheiden sich noch immer die Geister – und das soll auch so sein: Der Sous-Turm ist Touristenmagnet und Stein des Anstoßes zugleich. Man wollte dem Marktplatz eine Sehenswürdigkeit geben und so entstand der 25 Meter hohe Turm, der aus mit Plexiglas verkleidetem Stahlrohr besteht. Jetzt stehen wir auf dem Markplatz,  das Zentrum der Auricher Fußgängerzone. Wir sehen uns um und sehen einige historische Gebäuden, die den Marktplatz einsäumen. Da ist das Knodtsche Haus, ein Bürgerhaus im niederländischen Spätbarockstil oder die Fassade eines Ladenlokals, mit einem entsprechenden Relief, die an den ältesten Gasthof der Stadt erinnert. Ich entdecke an der Markthalle besonders gestaltete Wände mit dekorativen Blumen, Brot, einem alten Backofen und einer alten Tür. Eben Symbole einer Markthalle. Wir kaufen uns ein Eis, setzen uns auf eine Bank und schauen dem Treiben hier auf dem Marktplatz zu. Wir entscheiden uns dazu erst mal links in die Burgstraße zu gehen, denn hier befand sich auch das Geschäft, indem ich mal gearbeitet habe. Ich finde es auch gleich wieder, obwohl sich in der Stadt sehr viel verändert hat. Naja, von damals bis heute sind ja auch 37 Jahre vergangen. In der Fußgängerzone können wir auch mehrere Kunstwerke bestaunen.  Da sind die Skulptur eines Moorbauernpaares auf einer Bank mit ihrem Hund vor der alten Kanzlei, die Skulptur einer Seehundfamilie, eines Bullen und bewegliche Tiere vor einer Bank. Das Zentrum der Innenstadt ist nicht nur Shoppingmeile, sondern auch besonders sehenswert durch ihre historischen Häuserfassaden. Die meisten historischen Fassaden  befinden sich in der Burgstraße. Da gibt es die historische Gaststätte zur Börse, das Conringsche Haus ein  klassizistisches Bürgerhaus, das älteste Bürgerhaus Aurichs um 1630 erbaut, das älteste noch erhaltene Haus mit mittelalterlichem Mauerwerk, das Evertssche Haus, das Justitia Relief an einem Ladenlokal und die Hofapotheke. Außerdem steht hier in der Burgstraße  die Alte Kanzlei in der sich heute das historische Museum befindet. Das Museum vermittelt ostfriesische Kultur und Auricher Stadtgeschichte. Gesammelt werden archäologische Funde, das Erbe der ostfriesisch-fürstlichen Familie sowie Wertvolles und Alltägliches aus dem Leben von Männern, Frauen und Kindern. Alle Ausstellungsstücke werden überprüfbar und verständlich erläutert. Hier wird auch von ostfriesischen Häuptlingen, Grafen und Fürsten, von europäischen Königen und Deutschen Kaisern erzählt. Für Kinder hat die Stadt Aurich das MachMitMuseum zu bieten. Am Ende der Straße drehen wir um und gehen zur Lambertikirche. Die Kirche wird vom Lambertshof umgeben und ist Aurichs ältester Gebäudekomplex mit Kirchturm und den gegenüber liegenden Häusern Hansteinsches Haus und der Gaststätte Ewige Lampe. Der Glockenturm ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt. In der Kirche befindet sich der „Ihlower“ Altar, ein spätgotisches Antwerpener Retabel. Dies kam zusammen mit der Orgel aus dem Kloster Ihlow nach Aurich. ZU guter Letzt sehen wir uns noch die alte Drogerie Maass an. Sie stammt aus dem Jahre 1855 und hat sich viele aus dieser guten alten Zeit bewahrt. Außerdem ist sie mit kaum einer anderen Drogerie in Deutschland zu vergleichen. Am Ende der Fußgängerzone gehen wir nach rechte und kommen zum Georgswall. Hier finden wir eine Grünfläche mit netten Sitzbänken, Felder von Brettspielen und einen Springbrunnen mit Wasserspielen vor. Hier setzen wir uns und genießen. Etwas weiter entdecken wir das Pingelhus. Es steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gebäude der Ostfriesischen Landschaft, ist aber deutlich älter. Es diente der Treckfahrtsgesellschaft als Hafenwärter- und Speditionsgebäude, als der Hafen noch dort lag, wo sich heute der Georgswall befindet. Von dort aus legten die so genannten Schuiten, die Binnenschiffe nach Emden ab. Ihre Abfahrt wurde durch das Schlagen der im Dachreiter befindlichen Glocke angekündigt, was dem Gebäude seinen Namen verlieh.  Denn auf Plattdeutsch heißt klingeln, pingeln. Mit der Ostfriesischen Landschaft ist keine Naturlandschaft gemeint, sondern der Begriff steht für Landstände, die sich in drei gleichberechtigte Gruppen aus Rittern und Vertretern der Bürger und Bauern zusammensetzten. An diesem Ort trafen sich ehemals die Vertreter der selbständigen Landesgemeinden Frieslands. Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein Bauwerk aus der Neu-Renaissance. Im hinteren Teil ist die größte wissenschaftliche Bibliothek Ostfrieslands untergebracht. Für heute haben wir genug Sehenswerte über Aurich erfahren und machen uns auf den Weg zurück zum Platz. Fast hätte ich es vergessen  das Teehäuschen zu erwähnen, das hier in der Nähe vom Platz steht. Erbaut wurde es mal als Gartenhaus. Das Gebäude in Form eines Antentempels auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes, erfuhr jedoch im Laufe der Zeit bauliche Veränderungen. Heute wird es als Kunstpavillon bezeichnet und vom Kunstverein genutzt.

Am Abend sparzieren wir noch mal zum Hafen, da dieser nur ein kurzer Fußweg entfernt ist. Rechts und links stehen schön geschnittene Bäume und irgendwie sieht der Blick zum Hafen aus wie eine Allee. Wir gehen den Weg weiter runter und sind dann am Hafen. Der am Ems-Jade-Kanal gelegene Hafen beherbergt neben Bootsliegeplätzen auch einen Bootsverleih für Hausboote, Motorboote, Tretboote und Kanus. Unter anderem auch das Ausflugsschiff MS Aurich. Wer es beschaulicher mag, kann an einer Ausflugsfahrt auf dem historischen Ausflugsschiff teilnehmen. Eine schöne Tour  heißt „Ab durch die Schleuse“. Aurichs Uferpromenade begleitet das Schiff beim Verlassen des Hafens gleich hinter der ersten Brücke. Nach kurzer Zeit gelangt es in die Schleuse Kukelorum, wo es von 3,70 Meter über NN auf 2,70 Meter über NN abgesenkt wird. Um auf dem 20 km langen Stück, das von hier bis kurz vor den Emder Hafen führt, ohne Schleusen auszukommen, wurde das Kanalbett auf niedriger verlaufendem Gelände gewaltig aufgeschüttet. Das Kanalbett verläuft wesentlich höher, als seine wiesenreiche Umgebung. Dieser erhabene Ausblick verschafft oft unvermutet Blickkontakt zu seltenen Wasservögeln oder zu Schaf- und Pferdeherden. Nach dem Passieren der Fahnster Brücke sieht man die einzig noch betriebene Werft am Ems-Jade-Kanal. Außerdem ist der Hafen ein Ausgangspunkt für die beliebten Fahrradtouren der Aurich Rundtour. Auf Strecken zwischen 20 und 45 Kilometer können sie per Rad die Umgebung Aurichs bestens erkunden. Das haben wir uns für morgen vorgenommen.

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Am frühen Vormittag nehmen wir die Fahrräder und fahren als erstes zu der Stiftmühle in Aurich. Die Mühle liegt direkt an der Auricher Mühlentour. Sie ist die höchste zu besichtigende historische Windmühle Deutschlands. Das macht die Stiftsmühle zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt Aurich. Die Mühle ist 160 Jahre alt und  fast 30 Meter hoch und somit die zweithöchste Mühle Ostfrieslands. Der fünfstöckige Unterbau wurde aus über 200.000 Ziegelsteinen gemauert. Hier in der Mühle befindet sich das Mühlenfachmuseum Stiftsmühle. Im Inneren werden auf den fünf Etagen diverse Exponate wie Maschinen, Mahlgeräte und Mühlenmodelle ausgestellt. Wir sehen Schautafeln auf denen die Schritte des Mahlbetriebs verdeutlicht werden und lesen, dass man zu bestimmten Zeiten bei dem Mahlbetrieb zuschauen kann. Wir gehen noch auf die Mühle und haben von der Galerie aus einen wunderschönen Ausblick über die Stadt. 

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Dann führt uns der Weg weiter zu dem Ortsteil Rahe. Eigentlich sollen wir hier abbiegen und die Straße zum Upstalsboom folgen. Wir aber fahren weiter und kommen an ein altes Tor. Hier gehen wir durch und sind auf einer wunderschönen Buchenallee. Rechts und links stehen abwechseln Bänke und Schautafeln,  die uns über die Zeit der Friesischen Freiheit aufklären und uns auf die Begegnung mit dem Denkmal auf dem Frühmittelalterlichen Grabhügel und dessen Bedeutung vorbereiten. Beim Lesen der Tafeln nähern wir uns am Ende der Allee einen Hügel auf der eine Pyramide steht. Am Upstalsboom steht das Denkmal der freien Friesen, eine vierseitige Steinpyramide aus Findlingen.Ich gebe hier mal ein bisschen geschichtliches der Tafeln wieder. Hier, auf der Geest auf einer durch die letzte Eiszeit aufgestauten Höhe, war die Versammlungsstätte der Abgesandten der friesischen Landesgemeinden, der Sieben Seelande, die sich zu einem Bund zusammengeschlossen hatten. Hier wurde vom Recht gesprochen und die Einheit und Freiheit Frieslands beschworen. Der Hügel stammt, das haben Grabungen ergeben, schon aus einer früheren Zeit. Man fand ein Damaszenerschwert, Glasperlen und drei eiserne Messer aus Bestattungen aus der Zeit um 800. Es handelt sich also um einen Grabhügel, wahrscheinlich den einer bedeutenden Familie. Im östlich an den Hügel angrenzenden Gelände konnte eine zeitgleiche Kulturschicht ergraben werden. Der Name „Upstalsboom“ stammt wahrscheinlich aus späterer Zeit. Er leitet sich nach neuesten Erkenntnissen von Upstal, eingezäuntes Flurstück, ab. Hier wurde das entlaufene Vieh der Allmende, des gemeinsamen Weidegebietes der Dorfgemeinschaft, aufgestallt. Bei dem Boom handelte es sich um ein bearbeitetes Rundholz (z.B. Schlagbaum), das hier vielleicht zum Anbinden des Viehs stand. Wir fahren links vom Denkmal aus gesehen weiter und treffen noch auf ein paar Schautafeln. Sehr informativ. Wieder viel dazu gelernt. Heißt ja auch: Man lernt nie aus.

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Wir überqueren die Hauptstraße und kommen zur Schleuse Kukelorum. Die Schleuse befindet sich im Stadtteil Rahe. Wir stellen die Fahrräder ab, setzen uns ins Gras und genießen diesen tollen Blick auf den Ems-Jade-Kanal. Hin und wieder kommen mal Ruderboote oder kleine Motorboote. Aber dafür jede Menge Radfahrer von den Radwanderwegen. Der Radweg führt ja auch direkt am Ems-Jade-Kanal entlang. Der Ems-Jade-Weg ist 73 Kilometer lang und führt von Emden über Aurich nach Wilhelmshaven. Der Weg ist nach dem Kanal benannt, der die beiden Flüsse Ems und Jade verbindet. Wir gehen rüber zur Schleuse und lesen, dass der dortige damalige Schleusenwärter die Aufgabe hatte, den Kanal zu beobachten um die Schiffe frühzeitig kommen zu sehen. Er musste also kieken und luren, deshalb der Name Kukelorum. Es gibt ein schönes Lokal mit Terrasse. Wir holen uns was zu trinken und setzen uns ans Wasser. Von hier aus haben wir einen guten Blick auf die 55 Meter lange Schleuse die über zwei Kammern mit insgesamt drei Stemmtorpaaren verfügt. Die neue Klappbrücke in Drehbrückenoptik vervollständigt das Gesamtbild aus Schleuse, Brücke und historischen Gebäuden. Hier kann man stundenlang verweilen, wir aber wollen weiter.

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Wir fahren ein Stück zurück Richtung Aurich und biegen rechts ab. Wir wollen zur Schleuse in Wiesens. Unterwegs sehen wir hier und da mal einen Steg direkt am Wasser. Bei dem einen oder anderen gehen wir auf den Steg und nutzen diesen für eine kleine Pause. Auch hier begegnen wir Bootsfahrer und natürlich auch Radfahrer. Dann sind wir da und eine kleine Entenfamilie versperrt uns den Weg und ziehen das Interesse auf sich. Wir schieben die Räder vorbei und kommen zu der historischen Schleuse Wiesens direkt am Ems-Jade-Kanal. An der 33 Meter langen Schleuse befindet sich auch ein toller Rastplatz für Fahrradfahrer. Außerdem befindet sich  hier auch die Anlage des Bootsportvereins. Auch hier stellen wir die Räder wieder ab und genießen die Ruhe und die Idylle am Rande des Landschafts- und Naturschutzgebietes. Immer wenn es schön ist, vergeht die Zeit wie im Fluge. Wir holen die Räder und fahren weiter.

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Da der Weg zurück am Wasser der gleiche ist, beschließen wir durch den Ort Wiesens zu fahren. Die Johannes der Täufer Kirche auf einer Warft liegend ist der historische Mittelpunkt des Ortes. Sie hat einen freistehenden Glockenturm. In dem Glockenturm befindet sich die älteste noch läutende Glocke Ostfrieslands. Bei den dreizehn Eichen neben der Kirche befindet sich der Tjedestein. Auf dem Stein sehen wir stark verwittert ein gabelähnliches Gebilde und eine kreuzförmige Darstellung. Vor der Kirche steht das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Außerdem steht hier auch noch eine richtige Dorfkneipe und es gibt eine Sitzecke mit Bänken und einen alten Brunnen. Es geht weiter und kurz vor Aurich fahren wir wieder an den Ems-Jade-Kanal und zurück zum Platz.

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Hier in Aurich am Ufer des Ems-Jade-Kanal radelt man vorbei an kleinen Dörfern. Passiert historische Brücken und Schleusen. Man erlebt verschiedene Landschaftstypen, sieht tolle Denkmäler und kommt an alten Mühlen vorbei. So abwechslungsreich, ruhig und idyllisch.