Wir nutzen mal wieder ein verlängertes Wochenende, um Freunde in Nordrhein-Westfalen zu besuchen. Dadurch das ich viel lese und mich viel mit Personen unterhalte, schnappe ich immer wieder interessante Dinge auf. Dann steigt die Neugierde auf was Neues und ich versuche dieses mit in unsere Touren einzuarbeiten. So die Geschichte einer 1.000-jährigen Linde in Heede. Unsere erste Sehenswürdigkeit. Um diese zu besichtigen fahren wir zuerst zum Wohnmobilstellplatz „Wohnmobilstellplatz auf dem Campingpark Eden“ 52.98896N/7.26781E in Heede und finden auch einen schönen Platz. Heede ist eine Gemeinde im Landkreis Emsland in Niedersachsen unmittelbar an der deutsch-niederländischen Grenze. Unser erstes Ziel ist nun die 1.000-jährige Linde oder auch allgemein die dicke Linde genannt. Sie ist in Deutschland der dickste Baum und zugleich die dickste Linde in Europa. Sie wurde sogar zum ersten Nationalerbe-Baum gewählt. Die dicke Linde ist ein geschütztes Naturdenkmal, hat auch im Wappen der Gemeinde einen Platz gefunden und steht auf dem Scharpenburgplatz an der von großen Bäumen gesäumten Pinninckallee. Der Weg dahin ist gut ausgeschildert. Als wir ankommen, staunen wir wirklich nicht schlecht. So einen dicken Baum haben wir tatsächlich noch nie gesehen. Der Weg hierher hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir lesen, das der Umfang der Linde fast 16 Meter beträgt und eine Höhe von 20 Meter hat. Der Kronendurchmesser ist ca. 35 Meter. Ihr Alter wird auf 600-800 Jahre geschätzt. Auf einer Seite wird sie auch schon gestützt. Wir kommen uns so klein vor. Sie ist wahrhaftig ein Koloss. Als wir dichter kommen, entdecken wir, das wir sogar in den Baumriesen sehen können. Wir können uns kaum vorstellen das dies ein einziger Baum sein soll, aber es tatsächlich so. Wir setzen uns auf eine Bank und genießen noch eine Zeit lang, welche Ruhe und Größe dieser Baum ausstrahlt. Tausend Jahre – eine Ewigkeit.

Wir schieben unser Fahrrad ein Stück weiter und kommen durch das Burgtor zum Schützenplatz. Hier schauen wir uns einige Gebäude aus vergangen Tagen an. Diese wurden liebevoll wieder aufgebaut. Da gibt es das Heimathaus, das Backhus, das Landarbeiterhaus Kappen, eine Wagenremise und die sogenannte Steinerbude. Etwas weiter steht das moderne Schützenhaus und die Fischerhütte. Uns gefällt besonders der überdachte Platz mit dem Mühlstein als Tisch. Hier kann man richtig gut picknicken. In der Steinerbude befindet sich auch ein Standesamt. Wirklich eine schöner Platz zum Heiraten. Besonders gefallen hat uns auch der Spruch über einer Haustür. Wir sind dann weiter über eine kleine Brücke, weiter am Fluss entlang und kamen am Ortsschild wieder raus. Am Ortsschild haben wir dann auch noch das gemauerte Boot entdeckt.

Da das Wetter so schön ist, zieht es uns noch zum Heeder See. Der Heeder See ist aus einem ehemaligem Baggersee entstanden und gehört zu den größeren Gewässern im Emsland. Wir betreten das Gelände durch ein Tor und werden von einem schön gelegenen See mit Wasserskianlage überrascht. Wir gehen an dem fast 700 Meter langem Strand entlang um uns die Bademöglichkeiten und die Anlage genauer an zu sehen. Die Anlage bietet Wakeboarden und Wasserski für Anfänger und Profis in herrlicher Kulisse an. Auch Tretboot fahren ist möglich. Die Wasserskianlage gilt als eine der größten Europas. Wer Lust hat den See mal zu besuchen, für den gibt es hier Campingplätze, Wochenendhäuser und einen Zeltplatz. Wir suchen uns einen schönen Platz am Strand in der Sonne und sehen den Wasserskifahrer bei ihren Fahrten und Ihrer Akrobatik zu.

Immer wieder lese in unserer Tageszeitung Reiseangebote zum Schüttorfer Riesen. Da die Stadt auf unserem Weg liegt, werden wir jetzt zur zweiten Sehenswürdigkeit fahren. In Schüttorf fahren wir zum Wohnmobilstellplatz „Wohnmobilstellplatz am Freibad in Schüttorf“ 52°19`17“N/7°13`34“E, weil dieser sehr Stadt nah ist und direkt an der Vechte liegt. Obwohl der Platz kostenlos ist, bekommen wir unerwartet noch einen schönen Platz. Schüttorf ist die älteste Stadt in der Landkreis Grafschaft Bentheim nahe der niederländischen und der nordrhein-westfälischen Grenze, hatte die meisten Millionäre pro Einwohner und ist bekannt durch die damalige Textilindustrie. Hier wurden Textilien aus Leinen auf Handwebstühlen hergestellt. Später folgte eine Färberei und eine Baumwollweberei. Zahlreiche Fabrikantenvillen und den historischen Stadtkern wollen wir uns ansehen, deshalb machen wir uns jetzt auf den Weg. Ich habe mir einen Plan für einen Rundgang besorgt und es geht zuerst durch den Stadtpark zur 1. Station, zum alten Rathaus. Hier im Rathaus kann man sich eingebaute 66 ganze und 4 aus Fragmenten zusammengesetzte Fliesen als Fliesenspiegel ansehen. Der Ochsenkopf als Eckmotiv weist auf Manufakturen in Utrecht hin. Die Zeichnungen zeigen biblische Motive. Wir haben leider nicht die Möglichkeit das anzusehen, da hier gerade eine Hochzeit stattfindet. Es gibt sogar noch ein Stadtgefängnis zu besichtigen. Außerdem gibt es hier Giebelverzierungen in Form von Giebelschnecken und das Türwappen als Überreste eines herrschaftlichen Haus zu sehen. Gleich neben dem Rathaus steht die Mariä Verkundung. Das 26 Meter lange Gebäude wurde mit einer Fassade aus behauenem Sandstein fertiggestellt. Wertvollster Kirchenschatz ist eine Sandsteinmadonna. Der Turm hat samt Kreuz und Wetterhahn eine Höhe von 35 Meter. Gegenüber vom Rathaus steht der Ziegenbrunnen, bestehend aus einer Ziegenfrau die mühsam zwei Ziegen über eine Brücke zieht. Die Idee hinter der Skulptur ist, dass die ärmeren Bevölkerungsschichten in Schüttorf keine Kuh, wohl aber eine Ziege halten konnten, die für die tägliche Nahrungsversorgung mit Milch, Käse und Fleisch wichtig war. Hier setzen wir uns auf eine Bank und sehen der Hochzeit ein wenig zu. Außerdem ist hier eine gemütliche Stimmung. Wir gehen weiter und kommen zur Ev.-Ref. Kirche. Stattlichster Bau Schüttorfs im gotischen Stil errichtete evangelisch-reformierte Kirche St. Laurentius. Gemeinsam mit dem Turmhelm und dem Kreuz mit Wetterhahn kommt der „Schüttorfer Riese“ auf eine Gesamthöhe von 81 Meter. Natürlich besuchen wir diesen gewaltigen Bau auch von innen. Wir haben Glück und ein netter Herr erzählt und etwas über die Geschichte dieser Kirche. Zum Beispiel, das ein Brand mit Ziegenmilch gelöscht wurde. Der Kirchplatz ist schön angelegt und wir sehen eine Begräbnisstätte. Wir gehen weiter und kommen zur Alten Kirchschule, in dem sich ein Schulmuseum befindet. Sehr schön gelegen ist die fürstliche Wassermühle mit Mühlenkolk. Sie steht am linken Ufer der neuen Vechte außerhalb der Stadtmauer. Immer wieder sehen wir sehr schöne alte Häuser wie das Bürgerhaus. Ältere Gebäude mit einer repräsentativen Fassade zu schmücken war damals durchaus üblich. Außerdem noch das Ackerbürgerhaus. Ackerbürger waren Einwohner einer Stadt, die durch Landwirtschaft vor den Toren der Stadt den wesentlichen Teil ihres Einkommens bestritten. Jetzt kommen wir zur der sehr interessanten Skulptur Zurück-gerichtet. Sie steht zur Erinnerung an die Burg und das in ihr gewährte Asylrecht. Die unterschiedliche Betrachtungsweise von Kunst lässt unter anderem den zutiefst humanitären Grundgedanken in der rückwärts gerichteten Hinwendung des Schutzsuchenden zum Schutz gebenden zu. Hier steht auch das ehemalige Hotel Lindemann. In dem Hotel konnten damals Kunden der Textilfabrikanten gebührend empfangen werden. Die Villa Schlikker war ein prachtvolles Geschenk eines Fabrikanten an seine Tochter zur Hochzeit. Auf unserem Rundgang sehen wir immer wieder Teile der Stadtmauer. Für diese Mauer wurden etwa 30.000 m³ Sandstein abgebaut und in Ochsenkarren nach Schüttorf geschafft. Die noch in weiten Teilen vorhandene Stadtmauer war ursprünglich ca. 1.300 Meter lang und von einem doppelten Graben mit dazwischenliegendem Wall umgeben. Sie war zwei Meter breit und bis zu sechs Meter hoch. Durch drei als Türme gebaute Stadttore – das Föhntor im Norden, das Windtor im Osten, das Steintor im Süden – gelang der Zugang zur Stadt. Auch der Löschbrunnen ist sehenswert. Zur Erinnerung an die Textilstadt gibt es das Denkmal der Blaufärber. He konn wall hexen un blaufarwen lautete eine alte Redewendung in der Schüttorfer Textilproduktion. Da wir noch eine Kleinigkeit einkaufen wollen, gehen wir zu dem Einkaufszentrum, in dem früher die Fabrik Schlikker mit der Baumwollspinnerei war. Die dampfbetriebene Baumwollspinnerei war das Nonplusultra der damaligen Technik. Hinter dem Gebäude erinnert noch vieles an die alte Fabrik. Ein Teil der alten Fabrik wird heute für Kunst und Kultur genutzt. Wir machen uns jetzt auf dem Rückweg, denn der Hunger schleicht sich an. Dabei kommen wir am raumsichten-Objekt „Lichtung“ auf dem Mevlana-Platz vorbei. Dieser Platz besteht aus 34 Laternen, die früher in der Innenstadt platziert waren. Bevor diese verschrottet werden sollten, wurden einiger dieser Leuchten für dieses Kunstwerk wieder verwendet. Später im dunkeln haben wir einen tollen Blick auf dieses leuchtende Kunstwerk.

Wir machen uns noch mal auf und machen einen Spaziergang entlang der Vechte. Ein paar Stufen und schon geht es los. Der Weg führt uns direkt am Vechte entlang. Auf den halben Weg teilt sich der Fluss und wir gehen weiter bis zum Vechtesee Sandfang. Dann gehen wir ein kleines Stück wieder zurück und überqueren die Brücke an der Eisenbahnlinie. Wir gehen am Schafstall vorbei und überqueren eine weiter Brücke. Jetzt gehen wir am anderen Flussarm der Vechte wieder zurück. An der Straße angekommen gehen wir ein Stück und biegen wieder zum Weg an der Vechte ein. Nach ein paar Meter sind wir wieder am Stellplatz angekommen. So eine schöne Natur so nah an der Stadt. Wir nutzen die Gelegenheit der großen Liegebänke und genießen einfach den Abend.

Wir fahren zu unseren Bekannten nach Korschenbroich. Von hier aus geht mit dem Fahrrad zu der dritten Sehenswürdigkeit. Wir fahren nach Liedberg. Nach einem ausgiebigen Frühstück startet die Tour durch den Wald Hoppbruch. Durch den schönen Wald haben wir am Vorabend schon einen Sparziergang unternommen. Sehr schön die kleinen Bäche und kleinen Teichen. Wir kommen zum Haus Horst. Hier halten wir an und sehen uns das Gebäude an. Haus Horst ist ein ehemaliger Reitersitz, steht unter Denkmalschutz und liegt nur 1,7 Kilometer von Schloss Liedberg entfernt. Das historische Herrenhaus wird heute als Privatklinik genutzt und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Ich gehe nur kurz durch den Torbogen und entdecke an der Seite noch Stallungen und eine Remise. Das gesamte Areal wird von einem Wassergraben umgeben. Der Graben ist der Rest einer Befestigungsanlage, die das Haus Horst einst umgaben.

Weiter geht es nach Liedberg. In Liedberg gibt es den Wohnmobilstellplatz “Wohnmobilstellplatz Liedberg in Korschenbroich” 51°9`50“N/6°32`17“E. Vom Stellplatz sind es gut 10 Minuten zu Fuß bergauf. Der Ort Liedberg liegt auf dem gleichnamigen Inselberg Liedberg. Wir kämpfen uns mit dem Fahrrad den kleinen 34 Meter hohen Berg hinauf. Und was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt. Schon alleine der Blick auf den alten Mühlenturm, auf das Schloss und die schönen Fachwerkhäuser lässt erahnen, wie schön dieser Ort ist. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten prägen diesen Ort. Wir stellen unsere Fahrräder am Marktplatz an einer Gaststätte ab. In dieser Gaststätte wurde Szenen zu der Serie Hengasch – Mord mit Aussicht gedreht. Von hier aus beginnt unser Rundgang und wir gehen zuerst zum Mühlenturm. Vor uns erhebt er sich, zum Schutz des westlichen Bergvorsprunges errichtet, ein einsamer Rundturm und wohl der älteste Bau auf der Bergkuppe. Er ist ganz aus großen Sandsteinquadern errichtet, nur der obere Kranz besteht aus Backstein. Die ersten drei Stockwerke zeigen Öffnungen, die wohl zum schießen geeignet waren. Die nächsten vier Stockwerke zeigen alle große rechteckige Türöffnungen und kleine viereckigen Fensterchen. Die oberen Geschosse sind etwas eingerückt. Die Mauerstärke beträgt bestimmt 2 Meter. Wir besteigen den Turm und haben von hier oben bei dem tollen Wetter eine fantastische Aussicht. Außerdem bestätigt der Blick von hier oben auch die Schönheit der alten Stadt. Wir gehen weiter und kommen an der Kirche St. Georg vorbei. Dann gehen wir durch das ehemalige Burgtor und kommen zum Schloss Liedberg. Die Anlage entstand als Höhenburg mit Vor- und Hauptburg. Liedberg war im Mittelalter eine große Festung mit einem großen, umgebenen Festungsgraben, der teilweise mit Wasser gefüllt war. Um das Schloss herum liegt der Liedberger Wald. Da wir von unseren Bekannten erfahren, das in dem Wald ein Pfadfindergrab gibt, machen wir uns durch den Wald auf den Weg dorthin. Der Wald ist hügelig und irgendwie märchenhaft. Hinter einer Lichtung sehen wir das Pfadfindergrab hinter dem Wehrmauerdurchbruch. Diese Lichtung ist ein offener Steinbruch. Wir erfahren, das vor über 90 Jahren hier ein tragisches Unglück passiert ist. Drei Jugendliche klettern in den Stollen und werden von einem Felsrutsch begraben. Wir gehen weiter und kommen wieder in der Altstadt an. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die alte Schlosskapelle, ein Hagelkreuz und ein Kriegerdenkmal. Wir entdecken auch noch eine schöne alte Pumpe und kommen dann zum Liedberger Burghof. Hier gibt es Obst und Gemüse naturnah vom Bauer in einen kleinen Hofladen. Wir gehen noch durch weitere schmale Gassen vorbei an alten Häusern und landen wieder beim Marktplatz. Diese kleine Stadt zeigt, wie wichtig es ist, wertvolle Stadtkerne zu erhalten. Wir nehmen unsere Fahrräder und sehen noch zu guter Letzt den Sandbauernhof, bevor wir die nächste Eisdiele aufsuchen und die Eindrücke auf uns einwirken lassen. Für uns gehört Liedberg einfach mit zu schönsten Dörfern Deutschlands.

Auf unserer Tour haben wir so unterschiedliche Sehenswürdigkeiten und viele historische Ereignisse wie eine Riesenlinde, eine alte Millionärs- und Textilstadt, heute Urlaubsparadies im Grünen oder ein Sparziergang in eine Mittelalterliche Stadt mit märchenhaften Wald entdeckt. Es ist immer wieder wie ein Abenteuer mit einzigartigen Atmosphäre.