Am Dienstagabend haben wir  Friesland Krimi im Fernsehen gesehen und dabei kam es uns in den Sinn, doch mal nach Leer zu fahren und uns auf den Spuren vom Friesland Krimi zu begeben. Gesagt, getan und somit fahren wir zum Wohnmobilstellplatz „Am Segler Verein Leer“ 53.219152 N/7.448087 E. Wir stehen direkt am kleinen Hafen. Richtig schön und sehr Stadt nah. Die Stadt Leer ist eine Kreisstadt in Niedersachsen und die drittgrößte Stadt von Ostfriesland. Sie ist seit Jahrhunderten vom Handel der Seefahrt geprägt, da die Stadt an der Ems und an der Leda liegt. Den Seehafen erreichen die Schiffe über die Ems und die Leda sowie eine Seeschleuse, die den Hafen schützt. Leer bezeichnet sich auch als Tor Ostfrieslands. Da wir es ja nicht weit haben, gehen wir zu Fuß zur Altstadt. Hier gibt es eine richtig schöne Altstadt und da die  historischen Häuser alle gut erhalten sind, gilt diese als die Wertvollste in der Region. 365 Gebäuden stehen hier unter Denkmalschutz. Die Altstadt von Leer besticht durch zahlreiche liebevoll restaurierte Gebäude, enge Gassen und einer Lage direkt am Wasser. Bei unserem Bummel fühlen wir uns direkt in vergangene Zeiten zurück versetzt. Wir kommen zum Rathaus. Dieses wurde in einem deutsch-niederländischen Renaissancestil gleich gegenüber dem Waagegebäude am Hafen gebaut. Nicht nur von außen ist das Rathaus eine Augenweide. Im Innern soll es  wunderschöne Wand- und Deckenbemalungen und einen prachtvollen Festsaal geben. Leider ist es zurzeit geschlossen. Vorne am Rathaus lesen wir, dass hier auch Stadtführungen angeboten werden, um mehr über die Geschichte zu erfahren. Außerdem haben wir richtig Glück, denn genau heute findet um 16.00 Uhr eine Führung vom Friesland Krimi statt. Die buchen wir sofort. Bis dahin haben wir aber noch Zeit und schlendern weiter durch die Altstadt, die ein lebendiger und geschäftiger Bestandteil der Stadt ist. Überall sehen wir kleine Läden und Teestuben die zum Stöbern und Genießen einladen. Was man überhaupt nicht übersehen kann, ist das Coloniale Tee-und Waren-Haus gegründet 1806 von Johann Bünting. Das ist schon ein Blickfang. Es hat eine ganz besondere Fassaden – Bemalung, die historische  Sagen, Legenden und Geschichten darstellt. Die beiden großen Fräuleins, über dem Eingang, lassen den Kopf in den Nacken strecken. Aber auch alle anderen Figuren an diesem Haus – Gemälde haben eine eigene Geschichte zu erzählen. Dieser Anblick lohnt sich, denn so eine Hausfassade sucht seinesgleichen. Tee, Kaffee, Gewürze und feinste Süßigkeiten, wurden damals wie heute hier zum Verkauf angeboten.

Hier in der Altstadt mit den kunstvollen renovierten Häusern und Fassaden befinden sich fünf Museen. Das erste finden wir vor der malerischen Kulisse der Waage. Hier befindet sich der Leeraner Museumshafen mit  seinen liebevoll restaurieren Schiffen, die ihre Geschichte vom Handeln und Können längst vergangener Generationen bis hin zum heutigen Tage wiedergeben. Ein besonderes Schiff kann hier besichtigt werden. Das Traditionsschiff  „Prinz Heinrich“. Es ist das älteste Seebäderschiff und Doppelschrauben-Post- und Passagierdampfer Deutschlands. Wir sehen uns auch noch  die anderen schönen Schiffe an und gehen weiter. Wir entdecken das Amsterdamer Giebelhaus „Haus Samson“. Im Erdgeschoß befindet sich eine wunderschöne Weinhandlung und oben ist das Heimatmuseum über die ostfriesische Wohnkultur. Beim Eintreten fühlt man sich in vergangene Zeiten zurückversetzt. Dann finden wir das Bünting Teemuseum und es vermittelt uns die ganze Welt des Tees. Bei einer gemütlichen Tasse Tee werden wir nicht nur über die ostfriesische Tee-Tradition informiert, sondern auch über die Historie, den Anbau bis hin zur Herstellung und den Handelswegen. Ebenso wird aber auch über die Zeiten von Teeschmuggel und Teenot berichtet. Tee ist der Inbegriff für ostfriesische Gastfreundschaft. Wer in Ostfriesland zu Besuch kommt, wird mit einer ostfriesischen Teezeremonie willkommen geheißen. Dies ist keine touristische Höflichkeit, sondern gelebtes Kulturgut, auch unter Einheimischen. Dann habe ich durch Zufall einen Laden entdeckt mit Kleidung und Zubehör aus den fünfziger Jahren. Richtig toll.

Wir kommen zur Fußgängerzone und sehen ein Denkmal. Dieses Denkmal von 1874 wurde zur Erinnerung an die Gefallenen des Krieges 1870 – 71 errichtet. Auf einem nachträglich davor aufgestellten Findling wird heute zusätzlich den Opfern des zweiten Weltkrieges gedacht. Wir sparzieren die Einkaufsstraße einmal rauf und runter und gehen links zum Freizeithafen inmitten der Stadt. Leer bietet den Skippern durch die einmalige Lage des Freizeithafens ein besonderes Umfeld. Zentral gelegen, können diverse Freizeitaktivitäten von hier aus wahrgenommen werden. Vom Liegeplatz im Freizeithafen sind es nur wenige Schritte in die attraktive Innenstadt. Hier ist auch der Nesseplatz. Er wird von Leeranern wegen seiner ziegelroten Pflasterung auch „roter Platz“ genannt. Auf der Halbinsel im Leeraner Hafen, der sogenannten „Nesse“, entstand in jüngster Zeit ein neuer Stadtteil. Dieser ist mit der Fußgängerzone durch eine Fußgängerklappbrücke, die Nessebrücke, verbunden, die den Freizeithafen überspannt. An beiden Seiten der Brücke befindet sich je ein Platz. Zur Fußgängerzone hin ist es der Ernst-Reuter-Platz, auf der Nesse der Nesseplatz. Beide werden gerne für Veranstaltungen genutzt. Dann schlendern wir an der Uferpromenade entlang. Hier gibt es eine Menge Interessantes zu sehen. Vor uns liegt die die Dr.-vom-Bruch-Brücke. Eine Klappbrücke aus Stahlbeton über der Leda. Sie ist etwa 100 Meter lang und steht auch unter Denkmalschutz. Hier ist der Treffpunkt für unsere Hafenrundfahrt auf dem Grachtenboot „Koralle“.

Unsere Hafenrundfahrt soll ungefähr eine Stunde dauern. Wir sind gespannt. Dann geht es auch schon los und erfahren als erstes, dass der Hafen sich in drei Hafenteile gliedert. Diese sind nur vom Schiff aus einsehbar. Der Kapitän erzählt uns, dass dieser moderner, stetig expandierender Industrie- und Handelshafen einer der wichtigsten kommunalen Häfen des Landes Niedersachsen ist. Er  ist als Standort industrieller Aktivitäten und mit seiner Verkehrs- und Transportfunktion ein bedeutender Faktor für die Wirtschaft der gesamten Region. Mit der Seefahrtschule ist Leer die Keimzelle eines maritimen Wirtschaftsverbundes in den Bereichen Logistik, Reederei, Schifffahrt, Schiffsbau, Transportgewerbe und Umschlag. Umgeschlagen werden hier jährlich mehrere 100.000 Tonnen an verschiedenen Gütern – per Binnenschiff, per Seeschiff und per Hafenbahn. Am häufigsten geht es um Dünge- und Futtermittel, Schüttgüter, Getreide, Eisen und Schrott. Viele Betriebe haben ihren Standort am Leeraner Hafen. Verbunden ist der Hafen mit einem 6,7 km langen Gleisnetz zwischen dem Transport per Schiff und dem Weitertransport auf dem Landweg. Wir fahren auch an die Seeschleuse. Sie hat eine Länge von 192 Meter und ist 26 Meter breit. Durch die Schleuse ist der Hafen tideunabhängig und ist der Zugang zum Hafen. Der Kapitän hat uns interessante und humorvolle Erklärungen gegeben. Schnell war die Fahrt vorbei, aber es hat sich gelohnt. Jetzt suchen wir uns ein Eiscafé und genießen erst mal eine leckere Eisschokolade.

In Leer gibt es auch prächtige Burgen und herrschaftliche Anwesen. Diese spiegeln die eindrucksvolle Lebensweise der Vorfahren wieder. Es gibt hier 4 sogenannte Burgen. Dabei handelt es sich bei den beiden ältesten um bewehrte Steinhäuser, während die beiden jüngeren Schlösser sind. Da ist die älteste von allen, die Harderwykenburg. Dann gibt es die Haneburg. Sie ist Sitz der Kreisvolkshochschule. Bei der Philippsburg handelt es sich um ein Barockschloss. Wir haben uns für die Evenburg entschieden und wollen ihr einen Besuch abstatten. Mit dem Fahrrad sind wir schnell da. Da steht sie, die Evenburg. Kleine Türmchen zieren verspielt das kompakte Gebäude, das umgeben von einem Burggraben inmitten des schönen Schlossparks liegt. Durch die Vorburg (hier ist die Kreismusikschule, aber auch ein Café mit Außenbereich untergebracht) gelangt man in den Schlosspark, der in den letzten Jahren immer weiter rekultiviert und anhand von alten Entwürfen rekonstruiert wurde. Der Park mit seinem alten Baumbestand zeigt sich in einem guten Zustand und ist herrlich angelegt. Besonders bemerkenswert sind die langen Alleen. Der Park lädt uns zu einem Sparziergang ein. Wir gehen noch ins Café und  lassen den schönen Anblick noch mal auf uns wirken. Da das Schloss nahe der Leda liegt, fahren wir auf dem Rückweg am Wasser entlang.

Eines ist uns hier in Leer aufgefallen. Es gibt sehr viele Skulpturen. Einige weisen auf die stadtgeschichtlichen Besonderheiten hin. So symbolisiert in Leer die Frauenskulptur „Teelke mit der Tasse Tee“ die typische ostfriesische Teekultur. Dann gibt es noch die Meerwiefke am Hafen oder den Kopf mit dem Dreizack. Auf dem Ernst-Reuter-Platz steht der Kinderbrunnen und hinter dem Rathaus steht das Keerlke.

Neben unserem Wohnmobil am Platz haben wir bei Ankunft ein Ruderboot entdeckt und es natürlich auch von nahen betrachtet. Weil das Wetter heute so schön geworden ist, sitzen wir draußen und dürfen erleben, wie genau dieses Ruderboot in Wasser gelassen wird. Die gesamte Mannschaft verteilt sich in dem Boot und der „Ansager“ besetzt die Spitze. Vorher wurde noch eine Kamera angebaut. Ich vermute um die Technik der Ruderer aufzunehmen. Dann ging es auch schon los. Irgendwie spannend und auch interessant dabei zuzusehen. Dann waren sie auch schnell aus dem Blickwinkel. Aber wir haben ihre Ankunft auch noch mitbekommen und genauso schnell war das Boot wieder auf seinem Platz. Wir gehen noch ein bisschen hier im Hafen herum und sehen uns die verschiedenen Segelboote an. Da sind schon ein paar tolle dabei.

Wer kennt ihn nicht, den Friesland Krimi mit  dem ungleichen Polizisten- Duo Jens Jensen und Süher Özlügül. Ermittlerunterstützung erhalten die Zwei von der Apothekerin und „Hobbyforensikerin“ Insa Scherzinger  und dem Bestatter Wolfgang Habedank. Durch die Verstärkung des Kriminalhauptkommissar Jan Brockhorst werden alle Beteiligten manchmal auf eine harte Probe gestellt. Die humorvoll angelegten Kriminalfilme spielen in Leer (Ostfriesland) und Umgebung. Die Dreharbeiten finden in der Leeraner Altstadt statt. Auf Norderney, am Hafen von Ditzum sowie an der Küste Ostfrieslands wird ebenfalls gedreht. Unsere Führung soll ungefähr eine Stunde dauern und schon geht es los. Die nette Dame hat eine Mappe und immer wenn wir an einem Drehort stehen zeigt sie uns entsprechende Fotos. So können wir uns schnell in die Situationen aus dem Filmen hinein versetzen. Natürlich erkennen wir die eine oder andere Kulisse sofort wieder. An der Stadtbibliothek entstehen die Außenaufnahmen für die Polizeistation. Direkt angrenzend an den Vorplatz der Stadtbibliothek kann man einen Blick in den Wilhelminengang werfen. Dieser Gang wurde bereits in mehreren Teilen der Serie als Filmkulisse genutzt. Dreh- und Angelpunkt in der Rathausstraße ist die Apotheke von Frau Scherzinger. Die Außenfassade von „Jimmy’s Café“ in der Rathausstraße 11 dient hierbei als Kulisse. Die Beschriftungen am Gebäude werden ausgetauscht und ein Fahrradständer wird draußen platziert. In der Kirchstr. 5 befindet sich im Film das Bestattungsinstitut Habedank. Immer wenn etwas gut, vergeht die Zeit viel zu schnell. Der Rundgang hat uns richtig gut gefallen. Wenn ich mir zu Hause wieder eine Folge ansehe, werde ich bestimmt immer sagen: Guck mal da war das und das. Und da wo die jetzt stehen waren wir auch ……………Das macht die nächste Folge bestimmt spannender.

Wer jetzt noch Zeit übrig hat, sollte sich unbedingt das Leeraner Miniaturland ansehen. Seit Juni 2011 existiert im Gewerbegebiet an der Konrad-Zuse-Straße die Modellbaulandschaft. In einer 1200 m² großen Halle werden auf 520 m² über 1000 Häuser und andere Attraktionen Ostfrieslands im Maßstab 1:87 gezeigt. Der große Zuspruch der Besucher und der damit verbundene Erfolg führten zu einer Erweiterung. Im September 2016 wurde diese mit einer Gebäudegröße von 4.000 m² realisiert. Es gibt bereits neue Gebiete und Städte wie Oldenburg, Bad Zwischenahn und das Ammerland. Außerdem gibt es viele Highlights wie das Regierungsviertel, Berlin Mitte und den neuen Flughafen BER in Funktion. Viele kleine Szenen aus den Städten, Dörfern und Landschaften gibt es zu entdecken, aber auch Bauarbeiter, Liebespaare oder der Komiker Otto Waalkes sind in Miniaturformat anzutreffen. Rund 130 bewegte Szenen kann man selbst steuern und sich überraschen lassen, was passiert. Im angrenzenden Café Leuchtturm kann man sich mit Getränken und Leckereien von der Ostfrieslandrundreise erholen. Ist sehr interessant. Es lohnt sich.

Abendstimmung im Hafen genießen, bei herrlichem Sonnenschein eine Tasse Tee mit Blick auf das Wasser zu sich nehmen oder bei einem Bummel die Seele baumeln lassen – all das kann man direkt in der Leer erleben.