Nachdem Freunde bei uns angefragt haben, ob wir Lust hätten mit nach Südholland zu fahren, haben wir gar nicht lange überlegt. Holland ist immer eine Reise wert, egal wohin man da fährt. Wir haben schon alle Inseln von Zeeland gesehen, aber auf der Insel Goeree-Overflakkee waren wir noch nicht. Nach 4 Stunden Fahrt kommen wir am Wohnmobilstellplatz „Camping De Grevelingen“ 51°42`20“N/4°8`10“E an. Wir bekommen einen Platz direkt am Deich zum Grevelingenmeer. Richtig schön gelegen und sehr ruhig. Wir begrüßen erst einmal unsere Freunde und richten unseren Platz ein. Da es schon etwas spät ist und wir unsere Umgebung noch ein bisschen kennenlernen wollen, unternehmen wir erst einmal einen Spaziergang auf dem Deich. Vom Platz aus geht gleich eine Treppe hinauf zum Deich. Beim Blick über das Wasser schleicht sich sofort ein Urlaubsgefühl ein. Goeree-Overflakkee ist eine nachhaltige, abwechslungsreiche Insel mitten im südholländischen Delta. Es gibt hier einen schönen Spruch: “Lekker een bee-ie van je of kiekke“, das heißt „Einfach den Blick in die Ferne schweifen lassen“. Oben auf dem Deich haben wir einen weiten Blick über das Grevelingenmeer. Das Grevelingenmeer ist ein Salzwassersee und wird durch den Brouwersdam direkt von der Nordsee getrennt. Hier ist es ideal für Surfer und andere Wassersportler. Wir sehen den Grevelingendam, auf der anderen Seite den Ort Bruinisse und rechts von uns den Haven Herkingen. Zwischen Deich und dem Grevelingenmeer befindet ein Fahrradweg, der fast die ganze Insel umrundet. So kann das Fahrradfahren nach Herzenslust genossen werden. Wir haben auch mehrere Fahrten mit dem Fahrrad geplant, denn dies ist eine wunderschöne Insel mit vielen kleine Dörfern und viel Naturschutzgebiet. Wir haben gelesen, das es hier ganz viele Tulpenfelder gibt und es hier dann völlig bunt ist. Das können wir uns schnell vorstellen, denn wir sehen noch die Mengen der verblühten Tulpen auf den Feldern.

Nachdem wir ein ganzes Stück gegangen sind, drehen wir um und gehen jetzt noch in die andere Richtung bis zum Battenoord Haven. Ein schöner Anblick wie die alten Schiffe in der untergehenden Sonne schaukeln. Hier befindet sich auch ein kleiner Aussichtsturm, von dem wir einen guten Überblick über die Umgebung und die vielen Vögel haben. Wir lesen auf einen Infoschild, das hier jedes Jahr im Winter eine Kolonie Flamingos überwintern. Immer bis zu 60 Flamingos. Die Flamingos kann man dann vom Deich aus gut beobachten. Wir gehen wieder in Richtung Platz und kommen noch an einer Herde Schafe vorbei. Jetzt sehen wir uns den Platz noch ein bisschen genauer an und stellen fest, das es hier auch sehr viele Aktivitäten für Kinder gibt. Außerdem einen Grillplatz, einen Sportplatz und einen Minigolfplatz. Langeweile gibt es hier nicht. Wer Lust hat kann hier auch ein Chalet oder auch Mobilheim mieten. Wir entdecken einen Platz, wo diese verkauft werden und besichtigen da mal ein paar Modelle.

Wir haben von der Rezeption eine Fahrradkarte für alle Fahrradwege bekommen. Hier sind alle Radknotenpunkte eingezeichnet und so können wir uns unsere Routen schnell zusammen stellen. Das Radwegenetz ist wirklich hervorragend. Egal ob lange oder kurze Strecken, hier findet man immer eine Strecke die etwas besonderes hat. Wir haben uns als erstes den Faunapark Flakkee rausgesucht. Auf geht es. Als wir losfahren, sehen wir am Straßenrand Schilder. Diese wurden zur Geschichte der Flutkatastrophe hier aufgestellt. Personen erzählen über ihre Erlebnisse, die sie in jungen Jahren erlebt haben. Diese Schilder stehen an der Radroute der Watersnoodroute. Diese Route beträgt 61Kilometer. Sehr interessant. Nach ein paar Kilometer sind wir auch schon da und finden einen Park mitten in der Natur vor. Der Faunapark war einst ein Park, in dem es vorwiegend Vögel gab. Mittlerweile gibt es aber auch jede Menge andere Tiere. Auf 25.000 Quadratmeter können wir Tiere aus aller Welt sehen. Gleich bei der Kasse gibt es auch ein tolles Café und für Kinder einen Spielplatz. Wir finden einen Rundgang vor, der uns zu allen Tieren des Parks führt. Wir sehen Rotluchse, Wasserschweine, Ottern, Affen, Strauße, Papageien, Eulen, Alpakas und so viele andere Tiere. Der Faunapark nimmt an dem Project Titi teil. Das ist eine Initiative zum Schutz und zur Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume der Titi-Affen, einer Gruppe kleiner Primaten, die hauptsächlich in den Regenwäldern Südamerikas leben. Das ist schon eine tolle Sache. Nach 2 Stunden Spaziergang durch den Park haben wir alles gesehen. Interessant sind übrigens auch die Landkarten, die uns zeigen in welchem Erdteil die Tiere eigentlich leben. Aber nicht nur das. Bei allen Tieren finden wir Hinweisschilder mit sehr genauen Beschreibungen vor. Wir finden das gut, denn so weiß man auch wie so manches Tier heißt und wo es herkommt. Es hat sich gelohnt.

Wir fahren weiter nach Herkingen. Der weitere Weg führt uns wieder an so vielen weiteren Tulpenfelder vorbei. Wir stellen uns gerade das Farbenspiel vor, wenn die alle blühen. Um das zu sehen muss man in den Monaten März und April hier kommen. Herkingen ist ein Dorf an der Südküste der Insel Goeree-Overflakkee. Es gibt die alte Schrottmühle De Dankbaarheid von 1841 und eine kleine Kirche. Kurz vor dem Haven entdecken wir eine Vishbank unter einem kleinen Pavillon. Hier war die Fischauktionshalle an der sich alle trafen und Fisch kauften. Genau an dieser Stelle wird heute immer noch die Dorfneuigkeit ausgetauscht. Am Deich entdecke ich ein Denkmal mit dem Hinweis, das auch Herkingen 1953 von der Sturmflut sehr stark beschädigt wurde. Dann fahren wir durch das große Schleusentor. Vor uns steht ein kleines Häuschen am Kaaidijk, die Brückenwaage. Diese Wage ist untrennbar mit dem Hafen verbunden. Damals wurden alle über den Hafen transportierten Produkte auf der „fairen Bank“ gewogen. Wir stellen die Fahrräder ab und gehen direkt auf den Jachthaven zu. Der Jachthaven ist sehr schön angelegt. Wir betreten den langen Steg und haben einen so schönen Blick über das Meer. Immer wieder fahren Segelboote raus oder aber kommen wieder. Wir suchen uns draußen einen Platz im Café und sehen dem Treiben hier weiterhin zu. Als Snack bestellen wir uns Bitterballen. Das sind kleine runde Kroketten und richtig lecker. Hier lässt es sich aushalten.

Unsere zweite Tour führt uns über den Grevelingendam nach Bruinisse. Der 6 Kilometerlange Grevelingendam ist Bestandteil der niederländischen Deltawerke. Zuerst fahren wir ein längere Stecke unten am Meer entlang und kommen automatisch auf den Damm. Das schöne ist, das wir immer in der Natur fahren und kaum etwas von den fahrenden Autos mitbekommen. Am Ende des Damms kommen wir zu einer Schleuse, die der Berufs- und Freizeitschifffahrt dient. Die Schleusenkammer ist 125 Meter lang und 16 Meter breit. Außer der Schleusung wird mit der Schleuse auch der Wasserhaushalt des Grevelingenmeer geregelt. Wir fahren zuerst zum Jachthaven Bruinisse. Dieser ist mit über 1000 Wasserplätzen einer der größten der Niederlande. Nachdem wir hier alles in Augenschein genommen haben, geht es jetzt nach Bruinisse zum Fischerdorf von Schouwen-Duiveland. Schouwen-Duiveland ist eine Halbinsel in der Provinz Zeeland. Bruinisse nennt man auch das Muscheldorf. Ich entdecke sofort die riesengroße Muschel auf dem Deich. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt. Von da aus sehe ich auch die Muschelfischerboote, die im Hafen liegen. Das Dorf ist bekannt für die Muschelzucht. 30 Fischereischiffe sind hier ansässig. Hier am Fischereihafen gibt es einen Fischimbiss und da wir Hunger haben, kaufen wir uns erst mal ein Portion Kibbelinge. Es ist unglaublich was hier an Fisch gekauft wird. Der sieht aber auch sehr appetitlich in der Auslage aus. Wir gehen über eine Treppe, die über den Deich führt, und dann über einen Holzsteg in Richtung Ort. Im Ort gibt es das Fischereimuseum. Da wird alles über die Geschichte des Muschelfangs dargestellt. In der authentischen `t Vissersuusje kann man sehen, wie die Menschen vor hundert Jahren gelebt haben. Außerdem gibt es eine Fotoroute über die Geschichte von Bruinisse. Nachdem wir uns den Ort angesehen haben, geht es zurück. Wir machen noch einen Stopp am Strand Grevenlingendam und Surf Parking. Hier setzen wir uns auf der Terrasse eines Cafés und sehen den Surfern und den Kitesurfern zu. Der Wind ist heute genau richtig dafür. Wir wundern uns immer wieder, mit was für einem Tempo über das Wasser gleiten.

Unsere dritte Fahrradtour geht nach Middelharnis. Wir haben erfahren, das dort ein Hafenfest stattfindet. Middelharnis ist eine Stadt im Westen der Insel Goeree-Overflakkee und wurde bekannt durch seine Fischauktionen. Es gibt eine niederländisch-reformierte Kirche und ein interessantes Rathaus mit Dachreiter und kupfernen Gaffelsegler. Daran erkennt man, das der Ort früher ein Fischerdorf war.. Es gibt ein schönes Einkaufsviertel namens D`n Diek. Der Name ist entstanden, da das Einkaufszentrum auf einem Deich errichtet wurde. Der Deich bildete früher eine Barriere der Stadt zum Haringvliet, eine große Bucht der Nordsee. Wir stellen die Fahrräder am Anfang der Einkaufsstraße ab und bummeln an den Geschäften vorbei bis zum Hafen. Auf der Hälfte entdecken wir auf der anderen Seite einen Pavillon in einem kleinen Park. Nett angelegt. Am Hafen ist richtig was los mit Ständen und Musik. Der Hafenkanal verbindet Middelharnis mit dem Haringvliet. Hier am Hafenbecken liegen viele einladende Restaurants mit Terrasse am Wasser. Wir suchen uns ein Platz nahe am Wasser und trinken was. Wir haben Blick auf die schön geschmückten Schiffe und auf die alte Menheerse Werft. Diese Werft ist eine alte Schiffszimmermannswerkstatt. Die Anlage und die Gebäude sind noch weitgehend so erhalten wie sie 1750 waren. Heute ist es eine Erlebniswerft. Die monumentalen Gebäude wie das Werftkahnhaus, das Solelager und der Werftschuppen werden heute als Besucherzentrum genutzt. Hier am Hafen stehen auch die Denkmäler der Gebrüder Boomsa und des Kofjekokertje, einst der jüngste Maat auf einem Fischerboot. Wir gehen noch ein Stück am Hafenkanal entlang und gehen noch ein Eis essen. Holländisches Eis ist so lecker. Wir machen uns auf den Heimweg.

Auf dem Weg zum Platz fahren wir noch durch den kleinen Ort Nieuwe-Tonge was so viel wie neue Landzunge bedeutet. Zu dem Ort gehört Kirchenring mit einer kleine einschiffigen Kirche umgeben von einem ringförmigen Kanal und die Schrotmühle d`Oranjeboom. Nieuwe-Tonge war früher ein Ringdorf. Das ist ein Dorf-Typ, bei dem die Häuser um einen zentralen Punkt errichtet wurde. Meistens war das die Kirche. Manchmal ist der Graben rund um den Kirchhof noch vorhanden, so wie hier. Auch hier machte die Flutkatastrophe nicht halt und erfasste mit einer Flutwelle das ganze Dorf. Ein Monument erzählt davon und ein Pfahl zeigt an wie hoch das Wasser war. Die Watersnoodroute führt auch durch diese schönen Ort. Diese Route ist wirklich sehenswert und lehrreich.

Möchtest du den weiten Blick bis zum Horizont genießen, den Wind bei einer Schiffsfahrt in den Haaren spüren, in romantischer Natur spazieren gehen und Unterhaltung in schönen Dörfern haben?

Dann mach dich auf den Weg zu einen der südholländischen Inseln.