Es scheint die Sonne und das Thermometer zeigt an, das es zum Wochenende 30 Grad werden sollen. Was liegt da näher, als zu einem See zu fahren. Ich habe erst neulich vom einem Kollegen gehört, das er am Idasee angeln war. Auf die Nachfrage wo dieser denn sei, bin ich neugierig geworden und habe recherchiert. Das kommt uns jetzt zu Gute und somit fahren wir zum Wohnmobilstellplatz „ Camping und Freizeitanlage Idafehn“ 53°9`15.04„N/7°38`33.41„E. Wir bekommen einen guten Platz und sind auch nur 50 Schritte vom See entfernt. Erst einmal gemütlich einen Tee trinken. Jetzt wird sich umgezogen und ab in die Fluten. Herrlich diese Abkühlung. Der See liegt wirklich schön. Es gibt eine große Liegewiese, einen Spielplatz für Kinder und eine Wasserskianlage. Dort herrscht ein reges Treiben. Wir bleiben im Wasser und schauen zu, wie galant oder auch nicht, die Leute da versuchen über das Wasser zu gleiten. Hin und wieder ist da auch schon ein kleiner Profi dabei. Das Naherholungsgebiet rund um den Idasee befindet sich im Ortsteil Idafehn. Es ist ein Ausflugsort für Groß und Klein, Jung und Alt. Mit einer Größe von rund 20 Hektar hat das Areal für Jedermann etwas zu bieten. Der Badespaß am Sandstrand ist hier wohl an erster Stelle zu nennen. Aber nicht nur das. Man kann hier rund um den See sparzieren gehen oder auch angeln. Wir erfahren, dass viele Leute gerade wegen dem Angelsport nach Rhauderfehn oder Ostrhauderfehn kommen. Die Gewässer sind so unterschiedlich wie die Fehnlandschaft, die sie umgibt. Im Baggersee oder im Kanal soll es viele verschiedene Fischarten geben. Es ist schon etwas spät geworden und der Hunger treibt uns zurück zum Platz. Wir können ja jeder Zeit wieder hin gehen. Bei so einem tollen Wetter wird natürlich gegrillt. Nach dem Essen unternehmen wir erst einen Sparziergang über den Platz, schauen uns alles an und gehen auf dem befestigten Wanderweg bei der sonnigen frischen Luft rund um den Idasee. Das war schon ein bisschen Erlebnisreich.

Wir wollen heute ein Stück Fehnroute abfahren. Ich habe gelesen, dass wir viel an Kanälen entlang fahren, zahlreiche Fehndörfer mit ihren Backsteinhäusern, Windmühlen und Gulfhöfen sehen werden und über typische weiße Klappbrücken kommen. Wir lassen uns überraschen. Wir nehmen unsere Fahrräder und fahren zuerst nach Ostrhauderfehn. Dieser Ort liegt im Nordwesten von Niedersachsen und etwas mehr als 14 Kilometer von Leer entfernt. Die nächste gelegene Großstadt ist Oldenburg. Marsch, Geest und Moor sind die vorherrschenden Landschaftsformen Ostfrieslands. Sie bestimmen auch das Bild der Gemeinde Ostrhauderfehn. Uns fällt ein Waggon auf und wir denken an einen alten Bahnhof. Aber es stellt sich heraus, dass diese Gleise und der Waggon der Kirche gehören. Dieser Waggon hat  für Kids und Teens in jedem Alter Angebote parat. Toll angelegt. Wir kommen an der Petrus-Kirche und am instandgesetzten Gulfhaus vorbei. Ein Teil dieses Gulfhauses wird heute für Veranstaltungen genutzt. Für den früher regen Schiffsverkehr auf den Fehnkanälen war ein ausreichender Wasserstand unabdingbar. Deshalb wurden Schleusen („Verlaate“) gebaut. Sie sorgten dafür, dass die Schiffe stets die nötige Handbreit Wasser unter dem Kiel hatten. In Ostrhauderfehn gab es zwei Schleusen. Die Erste lag am Ende des Ebbe und Flut führenden Hauptfehnkanals beim ehemaligen „Verlaatshus“ am Beginn des Untenendes. Die nächste Schleuse lag rund 2,5 km weiter südlich an der 1. Südwieke. Sie gewährleistete einen konstanten Wasserstand – und damit die Schifffahrt – in dem oberen, höher gelegenen Teil des Fehngebietes. Dann entdecken wir das Fahrgastschiff MS Spitzhörn. Der Name SPITZHÖRN ist eine alte Bezeichnung für eine Landzunge im Barßeler Tief.

Der nächste Ort ist Rhauderfehn. Dieser Ort ist bekannt durch seine „Fehnlandschaft“, welche in den Ortschaften Westrhauderfehn und Rhaudermoor zu sehen ist. Hier wird das Bild von dem Netz der Wasserwege geprägt. Wie sehen, dass lange Kanäle mit parallel laufenden Straßen mit charakteristischen Häusern den Ort durchziehen. Man merkt sofort, das die Gemeinde Rhauderfehn viel dafür getan, dieses Fehnbild zu erhalten. Wir besuchen das Fehn-und Schifffahrtsmuseum in der denkmalgeschützten „Villa Graepel“. Hier im Museum wird ein Stück Geschichte wieder lebendig. Sehr interessant. Wir kommen am Atelier vorbei und sehen eine Ausstellung von Keramik, außergewöhnlichen Schmuck und das eine oder andere für Haus und Garten. Wir entdecken ein gemütliches Café und Weinkeller den „Holter Wienkeller“. Etwas abseits von der Hauptstraße in Collinghorst steht etwas erhöht die Dreifaltigkeitskirche, eine romanische Backsteinkirche.

Wir fahren zum Hauptfehnkanal und dann am Kanal Burlange-Langholter Tief entlang bis zum naturvollen und tierreichen Naturschutzgebiet Holter Hammrich. Der Polder Holter Hammrich ist ein Entlastungspolder. Er liegt in der Leda-Jümmeniederung auf einer ausgedehnten Marschlandschaft. Er ist durch Grünland auf feuchten bis nassen Standorten geprägt und so Lebensraum für zahlreiche Wat- und Wiesenvögel. Aber auch Gänse, Enten und andere Vögel kommen hierher. Der Polder kann auf einem rund 7 km langen Rundweg, welcher teilweise auf dem Deich verläuft, umrundet werden. Am Holter Schöpfwerk zwischen Holter Sieltief und Leda und am Ein- und Auslaufbauwerk an der Mündung des Hauptkanals in die Leda befinden sich erhöhte Aussichtspunkte. Im Süden des Polders befindet sich auf dem Deich am Alten Tief eine Sichtschutzwand mit Infotafeln, von der aus der Bereich des Alten Tiefs durch Sichtschlitze eingesehen werden kann. Absolut Sehenswert.

Wir fahren weiter an der Leda. Die Leda ist ein rechter Nebenfluss der Ems in Niedersachsen. Wir kommen in dem kleinen Ort Potshausen an. Potshausen wurde bekannt durch die nahe gelegene Brücke an der Leda. Die Ledabrücke ist die älteste Klappbrücke im Bereich der Gemeinde Ostrhauderfehn. Diese war die am frühesten dokumentierte Klappbrücke in diesem Gebiet. Hier wurde früher von den passierenden Schiffen Zoll erhoben. Die Zollstation wurde durch die sogenannten Potshauser Schanze gesichert. Hier steht die St.-Martin-Kirche. Eine Backsteinsaalkirche mit halbrunder Ostapsis, Rundbogenfenstern und einen zierlichen Westturm. Außerdem befindet sich hier das Bildungszentrum Ostfriesland-Potshausen. Etwas weiter liegt der Altarm Ubbehausen. Dieser alte Leda Arm ist in Folge der Umfangreichen Flussbegradigungen in den Jahren 1950 bis 1975 entstanden. Dann geht die Leda in den Dreyschloot über. Der Dreyschloot ist die obere Verbindung zwischen Leda und Jümme und etwa 1 Kilometer lang. Der Weg führt dann weiter am Nordloher-Barßeler Tief entlang. Dies ist ein Kanal in der Nähe von Barßel. Wir halten und rechts und fahren weiter an Soeste und kommen an den Barßeler Hafen. Hier ist die Soeste aufgeweitet und soll hier auch wohl Zandersee genannt werden.

Hier im Barßeler Hafen machen wir Pause. Die haben wir uns auch verdient. Wir setzen uns hin, bestellen uns etwas zu trinken und beobachten hier das Treiben am Hafen. Gleich hier steht der 12 Meter hohe Aussichtsturm und bietet einen guten und herrlichen Rundblick über die Umgebung. Auch einen Leuchtturm gibt es hier. Es ist eine Nachbildung des Leuchtturms Roter Sand, der nordöstlich der Insel Wangeooge steht. Barßel hat aber auch noch ein paar andere schöne Sehenswürdigkeiten. Da gibt es die Ebkenssche Windmühle. Ein dreistöckiger Galerieholländer mit Kollergang und Ölschlag, der im Jahr 1892 gebaut wurde. Dann die Angela von Barßel. Bei der „Angela“ handelt es sich um einen weitverbreiteten Schiffstyp der friesisch-emsländisch-oldenburgischen Fluss- und Küstenschifffahrt im 19. Jahrhundert. Tjalken, wie die 1896 gebaute „Angela“, transportierten den Brenntorf zu den großen Städten und Ziegeleien an der Ems. Als Rückfracht brachten sie für die Siedlungen an den Fehnkanälen alles mit, was die Kolonisten zum Leben brauchten. Man kann von hier vom Hafen aus schöne Rundfahrten mit dem Fahrgastschiff MS Spitzhörn machen. Wir machen noch einen Rundgang hier am Hafen, essen noch ein Eis und fahren weiter.

Wir fahren noch ein Stück an der Soeste entlang und kommen zum Harkebrügger See. Er ist idyllisch am Waldrand der Ortschaft gelegen. Harkebrügge ist ein Teil der Gemeinde Barßel. Was uns auffällt ist das Wappen. Ich finde es bunt und originell. Jetzt kommen wir zum Barfußpark Harkebrügge. Er ist ein 4,5 Hektar großer Barfußpark in dem der Besucher an 40 Stationen verschiedene Untergründe, Balancierspiele, Riech- Fühlkästen erleben kann. Abgerundet wird das Angebot durch 25 Waldpädagogik Schilder auf denen Waldwissen vermittelt wird. Es ist wirklich ein schöner Naturpark für Besucher aller Altersklassen. Unbedingt mal besuchen und mitmachen.

Wir fahren jetzt zum Elisabethfehn-Kanal und dann die Schleusenstraße hoch bis nach Elisabethfehn. Der Elisabethfehnkanal präsentiert sich mit seinen typischen sieben Klappbrücken und vier handbetriebenen Schleusen als einer der reizvollsten Schifffahrtsstrecken Norddeutschlands. Er ist der einzige noch voll schiffbare Fehnkanal in Deutschland. Er zählt zu den sogenannten sonstigen Binnenwasserstraßen des Bundes und ist der nordwestliche Teil des ehemaligen Hunte-Ems-Kanal. Der Kanal ist 13,5 Meter breit und 1,5 Meter tief. Er ist mit seinen alten Ziegelstraßen und Baumreihen denkmalgeschützt. Die Spuren der Fehnkultur sind hier und am nahe gelegenen Bollinger Kanal heute noch erlebbar. Die Fehnkolonien sind entstanden aus der Hochmoorkultur, bei der zur Bewirtschaftung der Flächen die Moorkultivierung durch Anlegung von Entwässerungskanälen vorgenommen wurde. Entlang der Kanäle, die auch als Transportwege (z.B. für einen gewonnenen Torf) dienten, entstanden die oft einheitlichen Siedlungshäuser, die Fehnhäuser. Direkt bei Dreibrücken liegt das Moor-und Fehnmuseum. Im Museum und auf dem Außengelände kann man entdecken wie Hochmoore entstanden sind und wie der Mensch die Landschaft rund um Elisabethfehn geprägt hat. Wie wachsen Hochmoore? Welche besonderen Bedingungen herrschen dort und welche Lebewesen kommen damit zurecht? Auf Entdeckungstour lernt man die Spezialisten im Hochmoor kennen. Durch harte Arbeit wandelte sich das Hochmoor. Die Menschen entwässerten es mit Kanälen, bauten Torf ab und betrieben Landwirtschaft. Heute werden viele Hochmoore renaturiert und geschützt. Hier stehen riesige Maschinen, mit denen die Menschen Torf abbauten und Schiffe, mit denen sie früher die Kanäle befuhren. Dieses Museum ist sehr lehrreich für den der sich dafür interessiert. Dann gab es hier auch noch die Torfkoksfabrik. Die Torfkoksfabrik hat die Geschichte Elisabethfehns mit geprägt. Seit 150 Jahren leben Menschen am Kanal und die Torfkoksfabrik entstand im Jahre 1905 und bot ihnen Arbeit. Über viele Jahrzehnte wurde Torfkoks mit Feldbahnloren auf einem drei Kilometer langen Gleis entlang des Elisabethfehnkanals auf dem Bahnhof in Elisabethfehn verladen. Erst 1971 wurde die Strecke eingestellt. Am 14. September verlies der letzte Kokszug die Fabrik. Jedes Jahr am Himmelsfahrttag findet hier ein Riesenflohmarkt statt. Er gilt als Deutschlands längster Flohmarkt. Ich war einmal da und habe nicht mal die Hälfte gesehen. Einfach zu lang. Jetzt geht es zurück nach Idafehn zum Stellplatz. Unser Tacho zeigt 46,3 Kilometer gefahrene Kilometer. So lang kommt es einem gar nicht vor. Wahrscheinlich weil es so viel zu sehen gibt. Am Abend werden wir noch mit einem herrlichen Sonnenuntergang belohnt.

Eine kleine Fahrradtour haben wir noch vor uns. Es geht zur Esterweger Dose. Das sind auch nur hin und zurück knapp 25 Kilometer. Die Esterweger Dose ist ein Naturschutzgebiet in den niedersächsischen Gemeinden Bockhorst und Esterwegen in der Samtgemeinde Nordhümmling im Landkreis Emsland, der Gemeinde Saterland im Landkreis Cloppenburg und den Gemeinden Rhauderfehn und Ostrhauderfehn im Landkreis Leer. Im Naturschutzgebiet ist auf großen Teilflächen der Torfabbau bis zum Jahr 2036 genehmigt. Im Süden vereinigen sich das Westermoor, das Klostermoor und die Esterweger Dose nahezu übergangslos zu einem bis an den Küstenkanal reichenden Moorgebiet. In der Esterweger Dose findet sich das letzte Brutvorkommen des Goldregenpfeifers in Mitteleuropa. Weitere seltene Arten in der Esterweger Dose sind Rotschenkel, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Kranich, Große Moosjungfer und Sonnentau. Im Hintergrund sind die Antennen des Marine-Langwellensenders zu sehen. Wir fahren zum Aussichtspunkt Feldherrenhügel. Es handelt sich um einen Aussichtshügel mit Blick auf das Geotop Esterweger Dose. Wir erfahren, dass auch hier Moorleichen für Aufsehen gesorgt haben. Berühmtheit erlangte der Leichenfund eines Kindes, das in der Zeit des Hochmittelalters gelebt hat und als „Das Kind aus der Esterwege Dose“ in die Forschungsarbeit eingegangen ist. Zahlreiche Publikationen sind über diesen Leichenfund erschienen, bei dem es sich vermutlich um einen Jungen im Alter von 14 Jahren gehandelt hat. 1939 wurde die Leiche von einem Torfarbeiter im Moor bei Burlage entdeckt, anfangs gingen die Experten von einer weiblichen Person aus. Wir haben einmalige Einblicke in die faszinierende Moorlandschaft erhalten. Können wir nur weiter empfehlen.

Wir haben prächtige Windmühlen, funktionsfähige Schleusen, uralte Backsteinkirchen und hübsche Gulfhäuser gesehen. Deiche und Wiesen, Wallhecken, moorige Naturschutzgebiete und Wasserläufe prägen die Fehnlandschaft. Die erste Etappe haben wir hinter uns.