Wieder einmal hat ein Zeitungsbericht aus unserer Tageszeitung uns zu einer Tour inspiriert. In dem Artikel ging es um eine ehemalige Schießpulverfabrik in den Besenhorster Sandbergen bei Geesthacht. Da ich ja Lost Places sehr mag und Geesthacht nun auch nicht so weit entfernt ist, ist schnell klar, das es heute dahin geht. Ich habe uns den Wohnmobilstellplatz „Wohnmobilstellplatz Campingplatz Hohes Elbufer“ 53°24`1“N/10°25`55“E ausgesucht. Dieser Platz liegt mitten in der Natur direkt an der Elbe. Wir sind somit nur circa 7,5 Kilometer von Geesthacht entfernt. Geesthacht ist die größte Stadt des Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein und Teil von Hamburg. Von Hamburg aus gesehen liegt Geesthacht südöstlich direkt an der Elbe und die Entfernung zu Hamburgs Innenstadt beträgt etwa 30 Kilometer. Schnell haben wir unser Wohnmobil platziert und uns eingerichtet. Nach einem gemütlichen Frühstück gehen wir an die Elbe und unternehmen einen Sparziergang, um den Platz kennen zu lernen. Dieser liegt nämlich sehr lang gezogen an der Elbe. Hier können wir baden, wandern, angeln oder auch Boot fahren. Da die Elbe hier sehr flach ist, können wir ins Wasser ohne das etwas passiert. Alles in unberührter Natur. Wir kommen nach unserem Rundgang wieder am Platz an und genießen die Ruhe, die Stille und die Sonne. Herrlich.

Es steht eine Fahrradtour nach Krümmel und Geesthacht an. Wir starten hier auf der Elbuferstraße in Grünhof-Tesperhude am Stellplatz. Der Weg führt nämlich hauptsächlich an der Elbe entlang und somit haben wir die meiste Zeit den Blick auf die Elbe. Wir fahren auf den Strandweg und kommen in Krümmel vorbei. Hier halten wir aber erst auf dem Rückweg. Leider müssen wir nach einiger Zeit wieder auf die Elbuferstraße fahren. Hier kommen wir am Kernkraftwerk Krümmel vorbei und machen einen kurzen Stopp. Dieses Kraftwerk wurde 1983 in Betrieb genommen und wurde 1984 zum ersten Mal an das Stromnetz angeschlossen. Mittlerweile ist es stillgelegt. Ein bisschen weiter gibt es einen Hochseilgarten und den Grillplatz Geesthacht Feldherrenhügel. Hier schauen wir den mutigen Kletterer eine Weile zu. Wir fahren weiter und sehen das Pumpspeicherkraftwerk Geesthacht. Es ist in seiner Art das größte in Norddeutschland. Als Unterbecken dient hier die Elbe. Das Wasser überwindet hier vom Oberbecken einen Höhenunterschied von 80 Meter. Ein bisschen weiter gibt es den Kanu Club und tatsächlich begeben sich heute einige auf die Elbe und wir sehen den beim rudern zu. Schräg gegenüber befindet sich die Osterquelle. Diese Quelle entspringt am Fuße des Katzenberges. Geologisch handelt es sich um Sickerwasser, das hier aus dem Elbhang herausdrückt. Ursprünglich floss das Quellwasser direkt in die Elbe, jetzt sammelt sich das Quellwasser in einem Kleingewässer. Da versickert es allmählich. Jetzt gibt es eine Mauer drum herum und einen Steg, damit man die Quelle besser besichtigen kann. Jetzt kommen wir zum Wohnmobilstellplatz Geesthacht. Dieser Platz ist sehr schön und deshalb natürlich immer sofort voll. Hier machen wir eine Pause und trinken erst einmal was. Das Wetter macht durstig. Die Bänke stehen mit Blick zur Elbe und hier verweilen wir erst ein einmal eine Zeit. Am Freibad biegen wir in die Werftstraße auf die Halbinsel. Hier war mal alte Menzer-Werft. Auf der Halbinsel gibt es Elbuferpark, einen Wasserspielplatz, den Menzer-Werft-Platz und das Ende Halbinsel Werftplatz. Auf dieser Halbinsel kann schon viel unternehmen oder auf den Sitzterassen einfach mal die Zeit zeit sein lassen. Alles ist sehr schön angelegt. Es ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Der Menzer-Werft-Platz ist aber auch Platz für vielerlei Veranstaltungen. Gegenüber sehen wir den Schiffsanleger. Hier legen regelmäßig Fahrgastschiffe zu Gruppenfahrten ab und an. Wir wollen wieder auf die andere Seite und schieben unser Fahrrad über die Hafenbrücke. Von der 106 Meter langen Brücke haben wir noch mal einen tollen Blick auf den Hafen und auf die Elbe.

Über die Straße Am Schleusenkanal kommen wir jetzt zur Schleuse Geesthacht. Diese Schleuse ist die einzige Staustufe an der Elbe auf deutschem Gebiet. Sie besteht aus einem Stauwehr mit Fischaufstieg in der Elbe und einer Doppelkammer-Schifffahrtsschleuse im Schleusenkanal. Diese Schleuse ist von großer Bedeutung als Eingangsschleuse zu den weiterführenden Wasserstraßen. Jede Schleuse ist 250 Meter lang und 25 Meter breit. Die Schleusentore sind 140 Tonnen schwer. In der Schleuse können die Schiffe den Höhenunterschied überwinden, der je nach Ebbe und Flut etwa bei 1,30 bis 3,50 Meter beträgt. Wir haben Glück und können gleich mehrere Schiffen beim Schleusen zusehen. Wir finden das immer wieder interessant. Auch sehr sehenswert ist die Fischtreppe und der Fischaufstieg. Damit die Fische den Höhenunterschied von 47 Meter überwinden können, gibt es hier 3 Gefällestrecken und 2 Ruhebecken. So können die Fische flussaufwärts laichen. Die Fischtreppe ist die größte Europas.

Jetzt wird es spannend. Es geht zu dem Naturschutzgebiet Besenhorster Sandberge und Elbsandwiesen. Das landschaftliche Gebiet entstand aus eiszeitlichen, zu Dünen auf gewehten Sandablagerung. Die Dünen sind bis zu 20 Meter hoch und von Eichen, Kiefern und Birken bewachsen. Feinster Sand hat sich hier über die Jahrtausende zu meterhohen Sandbergen aufgetürmt. Wir kommen mit unseren Fahrräder an den Dünen an und stellen fest, wie weich der Sand ist. Wir müssen auf die andere Seite. Ganz schön mühselig die Räder durch den feinen Sand zu schieben. Am anderen Ende angekommen, stellen wir die Räder ab und besteigen eine der hohen Dünen. Der höchste „Sandberg“ weist eine Höhe von 24 m auf. Da das Wetter so schön ist, ziehen wir unsere Schuhe aus und lassen den feinen Sand durch die Zehen rieseln. Der Sand ist richtig warm. 

Aber es sind nicht nur die Dünen, die es hier zu entdecken gibt, sondern auch eindrucksvolle Relikte der Düneberger Pulverfabrik. Diese befand sich hier bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Wir fahren den Heuweg hoch, biegen links ab und fahren unter der Lüneburger Straße in den Wald hinein. Es ist sehr sinnvoll sich vorher einen Plan auszudrucken, damit man den Weg und die Ruinen vom Lost Places besser finden kann. Diese sind hier im dichten Wald ziemlich verstreut. Nach kurzer Zeit werden wir auch schon fündig. Wir haben vor uns die erste große Düne und gleich dahinter die Werkstatthallen der ehemaligen Schießpulverfabrik. Ganz schön groß und von der Natur schon fast wieder eingenommen, bleiben Lost Places trotz allem immer wieder spannend. Hier unterhalte ich mich mit einem netten jungen Mann, der hier gerade eine Fotoshooting absolviert. Ist natürlich auch eine interessante Kulisse mit den vielen tollen Graffiti. Dieser erklärt mir, wie wir weiter fahren sollen, damit wir auch noch weitere Ruinen entdecken. Nach dem wir uns hier die großen Ruinen genau angesehen haben, fahren wir weiter. Wir entdecken dann einen kleinen runden Schützenbunker, Ruinen vom ehemaligen Produktionsgebäude und der Maschinenunterstände. Alle Dächer wurden damals zur Tarnung bepflanzt. Viele Gebäude wurden damals so gesprengt, das eben heute nur noch die Ruinen zu sehen gibt. Hin und wieder stellen wir die Räder an und gehen zu Fuß in den Wald hinein. Ganz wichtig ist es auf zu passen, denn Lost Places bleiben gefährlich. Viele Ruinen können immer noch Einsturz gefährdet sein. Schon allein die alten Laternen weisen darauf hin, das es hier eine bewegte Vergangenheit gab. 340 Gebäude soll es hier mal gegeben haben und alle dienten der Herstellung von Pulver für Waffen und Raketen. Um eine neue Pulverfabrik zu bauen, suchte man damals einen Standort in der Nähe eines großen Stadthafen und da war die Lage an der Elbe ideal. Lost Places sind aufregend, lassen einem viel Raum für Fantasie, üben einen gewissen Grusel aus und man kann nur erahnen, was so hinter manchen Mauer passiert ist.

Auf dem Rückweg suchen wir noch ein bisschen Zeitgeschichte. Da gibt es noch die Dynamikfabrik Krümmel. Sie war die erste Sprengstofffafrik von Alfred Nobel außerhalb von Schweden. Alfred Nobel suchte damals nach einen geeigneten Standort um Nitroglyzerin zu produzieren. Durch die geringe Bevölkerung und der Elbnähe kam er auf das Gelände, das damals Der Krümmel hieß. Bis 1945 wurden hier Sprengstoffe produziert. Wir lesen, das dieses Werk und die Pulverfabrik Düneberg lange Zeit als die Pulverkammer Deutschlands galten. Nach dem Krieg wurde die Fabrik stillgelegt und demontiert. Dort ist heute das Kernkraftwerk Krümmel angesiedelt. In Krümmel besichtigen wir am Nobelplatz das alte Verwaltungsgebäude der Dynamikfabrik. Mit viel Fantasie kann man noch den Namen Dynamit-Actien-Gesellschaft unter dem Anstrich am Giebel erkennen. Zusätzlich wurde der 30 Meter hohe zylindrische Wasserturm erbaut. Er ist das markanteste erhaltene Bauwerk und gilt als bautechnische Meisterleistung. Der Wasserturm versorgte das Werk mit Wasser. Er steht mitten im Wald östlich vom Kernkraftwerk. Vor dem Museum in Geesthacht erinnert eine Büste an den schwedischen Chemiker und Erfinder Alfred Nobel. Seine Dynamitfabrik galt als der Ausgangspunkt seiner weltumspannenden Wirtschaftsimperium. In der Elbe gab es sogar ein Verladepier. Es gibt ein tolles Prospekt mit 20 Stationen der Industriekultur in Geesthacht. Wer Lust hat kann mit Hilfe dieser Routen die lokale und die regionale Wirtschafts-, Technik- und Sozialgeschichte des Industriezeitalters auf eigene Faust erkunden. Wir haben es getan und es ist sehr interessant und empfehlenswert. Geesthacht hat noch ein andere Sehenswürdigkeiten. Da ist das Stadtmuseum im Krügerschen Haus untergebracht. Hier erlebt man eine Reise in die Vergangenheit der Stadt und das historische Gebäude der Polizei. Außerdem eine Ausstellung rund um Alfred Nobel. Dann gibt es das Totenhaus von Tesperhude. Eine Grabanlage mit Steintafeln und zu guter Letzt die historische Museumseisenbahn Karoline.

Wenn du Lust auf ein Abenteuer vor den Toren der Hansestadt Hamburg hast, dich für Geschichte interessierst, das Wasser liebst, etwas über Schleusen erfahren willst oder auch mal eine Düne in einem Wald erleben möchtest, dann bist du hier genau richtig.