Da ich mal in der Bekleidungsbranche gearbeitet habe, wollte ich immer schon mal nach Nordhorn. Eine Stadt mit Textilgeschichte und Textilkultur. Nordhorn ist die Kreisstadt des Landkreises Grafschaft Bentheim im äußersten Südwesten Niedersachsens an der Vechte und grenzt direkt an die Niederlande. Wir fahren zum Wohnmobilstellplatz „Wohnmobilstellplatz am Vechtesee in Nordhorn“ 52°26`12„N/7°4`58„E und haben Glück. Wir bekommen noch einen Platz gleich vorne auf Rasen. Da wir früh losgefahren sind, wird jetzt erstmal gefrühstückt. Dann nehmen wir die Fahrräder und fahren in die Stadt. Wir stellen die Fahrräder am Marktplatz ab und begeben uns auf einen Rundgang. Hier sehen wir auch gleich die Alte Kirche am Markt. Sie ist die bekannteste Kirche und ist auch als Kirche im Grünen bekannt. Von dem 70 Meter hohen Kirchturm hat man einen tollen Blick über die Stadt. Das älteste Gebäude ist die Adler-Apotheke mit einem Dreiecksgiebel und aufgesetzten Walmdach. Wir gehen weiter und kommen am Stadtpark vorbei. Mit seinen Blumen und alten Bäumen und der schönen Konzertmuschel lädt er zum Sparziergang ein. Dann kommen wir zu einer weiteren Sehenswürdigkeit. Zur ehemaligen Korn- und Sägemühle. Sie steht am Mühlendamm und bietet heute Raum für Veranstaltungen. Unterm anderem gehört zu unserem Rundgang das Rathaus mit seinem Glockentürmchen und die tollen alten Herrenhäusern gebaut nach holländischen Vorbildern. Nachdem wir so alles gesehen haben, holen wir unsere Fahrräder und fahren zum letzten Zeugen der Textilgeschichte. Der 26 Meter hohe Povelturm. Der frühere Spinnereiturm gehörte zum Spinnereigebäude der Textilfabrik Povel. Er ist nicht nur als Industriedenkmal erhalten worden, sondern auch das Wahrzeichen der Stadt. Er dient heute als Museum mit der Dauerausstellung namens  „Nordhorner Stadt- und Textilgeschichte im 20. Jahrhundert“. Zudem ist oben ein nettes Café mit tollem Ausblick. Danach besuchen wir die Alte Weberei der Textilfabrik Povel. Hier in der Museumsfabrik in der Alten Weberei sehen wir an laufenden, historischen Maschinen den gesamten Produktionsvorgang einer Textilfabrik. In der Ausstellung wird die Aufbereitung des Rohstoffes Baumwolle vorgeführt sowie die Herstellung von Garn in der Spinnerei und die Verarbeitung der Garne zu einem textilen Gewebe. So interessant und das tolle dabei ist, das wir noch viel von einem netten Herrn erklärt bekommen.

Jetzt fahren wir zu dem alten Kern mit einer neuen Hülle. Der NINO Hochbau erbaut 1928. Der unter Denkmalschutz stehende ehemalige NINO-Spinnereihochbau wurde 2009 umfassend saniert und zu einem „Kompetenzzentrum Wirtschaft“ umgestaltet. So hat sich aus dem Spinnereigebäude ein Ort voller Kreativität und neuer Ideen herausgebildet. Auch hier, ähnlich wie im Povelturm, fand ein großer Teil der Textilgeschichte von Nordhorn statt. Die Textilgeschichte und Textilkultur des einstigen Textilzentrums Nordhorn finden ihren Ort in der Dauerausstellung „Menschen, Mode und Maschinen“ im NINO-Hochbau an der NINO-Allee.  Mit Mitteln der Stadt Nordhorn betreibt das Stadtmuseum im 1. Obergeschoss eine Ausstellungsfläche von 1.200 Quadratmetern zur Textilkultur und Modegeschichte. Das Museum ist sehr informativ. Es gibt sogar einen Raum indem man sich Bekleidungsmodelle aussuchen, dann anziehen und sich damit fotografieren lassen kann. Die ganze Textilgeschichte ist mit Fotos und Modellen super erklärt. Ich finde es auch besonders gut, dass man einen genauen Eindruck der alten Fabrik bekommt. Sogar unsere Fußball Nationalspieler wurden hier eingekleidet. Nach über 2 Stunden haben wir wirklich alles vom Knopf über Garnspulen bis zum fertigen Produkt gesehen. Unbedingt mal ansehen. Lohnt sich.

Zum Abschluss an diesem Tag fahren wir zum Vechtesee. Der Vechtesee liegt im Innenstadtbereich von Nordhorn. Nordhorn ist die Flussstadt der Vechte. Durch die Stadt ziehen sich der Ems-Vechte-Kanal, der Nordhorn-Almelo-Kanal und der Süd-Nord-Kanal. Der Vechtesee ist 16 ha groß und ist einer der größten Seen der Grafschaft Bentheim. Wir suchen uns zuerst einen Platz im Bistro und beobachten das treiben hier am See. Der See bietet eine Vielzahl an Angeboten. Man kann sich mit einem von den beiden Ausflugschiffen Vechtestromer oder Vechtesonne die Umgebung zeigen lassen. Wer sich sportliche betätigen will, kann ein Tretboot mieten, Windsurfen, Segeln oder Paddeln. Viele erkunden auch vom Boot aus die Wasserstadt. Da hat man mal einen anderen Blickwinkel. Es gibt aber auch einen 2 Kilometer langen Rundweg um den See. Der Vechtesee gehört ebenfalls zur Skulpturenroute „Kunstwegen“, die eine interkulturelle Verbindung zwischen Deutschland und den Niederlanden herstellt und sich von Nordhorn bis Zwolle erstreckt. Danach begeben wir zum Steg und suchen uns eine Bank. Wir sehen den Seglern zu und trotz des vielen Publikum genießen wir die Ruhe hier am See.

Großen Anklang finden die Radtouren entlang der Vechte und den Kanälen, um die idyllische facettenreiche Landschaft zu erkunden. Die alte grenzüberschreitende Wasserstraße Nordhorn-Almelo-Kanal ist für den Schiffsverkehr stillgelegt und umso idyllischer für Wanderer und Radfahrer. Ein gut ausgebauter Radweg führt auf beiden Seiten des Kanals entlang und verbindet die Nachbarstädte Nordhorn in Deutschland und Almelo in den Niederlanden miteinander. Wir schwingen uns auf die Fahrräder und radeln los. Unsere erste Sehenswürdigkeit ist nach ca. 5 km erreicht. Noch auf der deutschen Seite steht ein Fachwerkbau, der denkmalgeschützte historische Zollschuppen und steht direkt an der Grenzschleuse. Der Nordhorn-Almelo-Kanal wurde gegraben um Nordhorn an das sehr gut ausgebaute niederländische Kanalsystem anzuschließen und die für Nordhornbedeutende Handelsschiffsfahrt am Leben zu erhalten.  Unterwegs sehen wir immer wieder schöne alte Brücken und dann kommen wir  zum Stauwehr Schuivenhuisje. Das ganz besondere Wehr wurde zu Wasserregulierung des Nordhorn-Almelo-Kanals erbaut. Es verlor aufgrund der eingestellten Schiffsfahrt seine Funktion. Hier halten wir an und sehen uns das mal genauer an. Es gibt einen kleinen Rundgang mit einer alten Holzbrücke und von da haben wir dann noch mal einen anderen Blick. Wir fahren weiter bis zur Koppelschleuse. Da wir nicht vorhaben ganz bis nach Almelo zu fahren, kehren wir um und fahren auf der anderen Seite wieder zurück. Einem besonderen Stopp machen wir aber noch und zwar am Eiscafé „De IJskuip“. Hier gibt es das hausgemachte Eis von Erik und Hermien Kuiper. Ihr Honig-Joghurt mit Himbeeren und Walnüssen wurde mal zum besten Eis Europas gekürt. Da können wir wirklich nicht dran vorbeifahren. Nachdem wir das Eis mit vollem Genuss gegessen haben, sehen wir uns noch die Scheune an. Hier sehen wir uns das Rad an, mit dem Kuiper Gold holte, dazu Pokale, Medaillen, Trikots und Fotos. Denn Hennie Kuiper ist hier aufgewachsen und eine niederländische Radsport-Legende. 1972 gewann er bei den Olympischen Spielen in München völlig überraschend Gold beim Straßenrennen über 182,4 Kilometer. Außerdem ein toller Hof für Kinder mit vielen Tieren. Dann fahren wir weiter und kommen nach gefahrenen 45 Kilometer wieder in Nordhorn an. Ein schöner Radweg. Sehr gut ausgebaut und wunderbar zu fahren. Auf dieser Strecke haben wir eine Menge gesehen und viel erlebt. So schön.

Selbstverständlich darf ein Besuch im Tierpark Nordhorn nicht fehlen. Wir fahren wieder am Vechtesee entlang und sind schnell da. Auf einer 12 Hektar gärtnerisch gestalteten Parklandschaft  werden über 2000 Tiere aus 100 Arten gezeigt. Der Zoo verknüpft in einmaliger Weise seine zoologische Arbeit mit dem Naturschutz in der heimischen Region und legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Erhaltung und Zucht seltener Haustierrassen. Schon gleich am Anfang des Rundgangs sehen wir, wie gepflegt der Park ist und das es gute Beschilderung gibt. An der Kasse wurden auch gleich auf die Fütterungszeiten und die Show der Greifvögel hingewiesen. Außerdem fällt uns auf, das viele der Gehege begehbar gestaltet sind. So sind wir den Tieren in der Eulen-Tundra, dem Geierfelsen, der Küstenvoliere, bei den Bennett-Kängurus, bei den Alpakas und Maras, bei den Sika-Hirschen, in zwei Streichelzoos, bei den gefiederten Australiern und zuletzt mit der großzügigen Anlage für die possierlichen Präriehunde näher. Bei den Fütterungen der Seehunde, Totenkopfaffen, Wölfe, Gänsegeier und Stachelschweine  erhalten wir viele Informationen über die Tiere. Was wir richtig gut finden, ist das über 100 Jahre alte originale Bauernhaus, in dem Mensch und Tier unter einem Dach wohnten. Durch den Stallbereich gelangt man in die originalgetreu eingerichteten Wohnräume mit alten Möbeln, alten Gerätschaften, mit echtem Bauerngarten und den vielen Haustierrassen. Ebenso interessant sind die historische Schmiede und die Dorfmetzgerei. Außerdem gibt es noch eine Sammlung alter landwirtschaftlicher Geräte. Nicht zu vergessen der Streichelzoo für die Kinder. Wir sind richtig begeistert und merken gar nicht wie schnell die Stunden hier im Tierpark vergehen. Aber es lohnt sich auch. Wir haben lange nicht mehr so einen schönen Tierpark gesehen. Wir fahren noch mal um den Vechtesee und  setzen uns noch mal in Bistro. Wir verweilen hier noch eine ganze Weile, bevor es bald wieder nach Hause geht.

Viele Rad- und Wanderwege direkt am Wasser, das Stadtmuseum mit drei Standorten, das Schifffahrtsmuseum, zahlreiche Sehenswürdigkeiten und ganz besonders der Nordhorner Tierpark machen Nordhorn zu einem beliebten Ausflugziel.

 

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