Da das Osterwochenende viel Sonne bei 22 Grad verspricht, fahren wir an die Westküste der Nordsee nach Greetsiel. Greetsiel ist ein Ortsteil der Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich in Niedersachsen. Der schöne Sielort liegt unmittelbar an der Leybucht und ist der einzige Hafenort in dieser Bucht. In der Umgebung gibt es einige Sehenswürdigkeiten die wir mit dem Fahrrad abfahren wollen. Wir fahren schon am Donnerstag zu dem Wohnmobilstellplatz „Reisemobilhafen bei den Zwillingsmühlen Greetsiel“ 53°29´53´´N/7°6´14´´E. Als wir ankommen sieht der Platz erst einmal sehr voll aus. Beim richtigen hinschauen, entdecken wir doch noch einen guten Platz. Glück gehabt. Da der Sielort Greetsiel natürlich auch viel zu bieten hat, werden wir uns den Ort bei einem Spaziergang genauer ansehen. Die bekannteste Sehenswürdigkeit von Greetsiel sind die Zwillingsmühlen gleich am Ortseingang. Die sind einfach nicht zu übersehen. Eine grüne und eine rote Holländerwindmühle. Beide stehen keine 130 Meter östlich am alten Greetsieler Sieltief auseinander. In der grünen Mühle gibt es eine Teestube und Kunstgalerie. Die rote zweistöckige Galerieholländer mit Windrose wurde auf einem alten Unterbau gebaut. Diese Mühle stellt mit Wind-und Motorkraft Schrot und Mehl für den Landwarenhandel her. Diese Mühle kann auch täglich besichtigt werden. Egal von wo wir kommen, wir sehen immer wieder diese beiden besonderen Mühlen.

Wir spazieren weiter durch die kleinen Gassen und mit den alten Gebäuden sieht Greetsiel wie ein malerischer Fischerort aus. Wir sehen das alte Steinhaus. Es gilt als das älteste noch erhaltene Gebäude in Greetsiel. Es gibt zahlreiche Giebelhäuser. Auf den Giebelfronten befinden sich Wappen, die Auskunft über ihr Entstehungsdatum und ihre frühen Besitzer geben. Dann den Marktplatz mit seinen vielen Bäumen und die mittelalterliche Dorfkirche. Die Greetsieler Marienkirche. Eine rechteckige Backsteinsaalkirche mit extra Glockenturm. Der Glockenturm aus Backsteinen steht wie bei vielen ostfriesischen Kirchen abseits vom eigentlichen Kirchenbau. Bei der Besichtigung der Greetsieler Kirche fallen uns die starken Seitenneigungen der Kirchenwände ins Auge. Am Dachreiter des Kirchenbaus sehen wir eine aus vergoldetem Kupfer hergestellte Schiffswetterfahne. Die um 1730 erbaute Wetterfahne soll nach Angaben der Kirche die Älteste in Niedersachsen sein. Am Portal sehen wir ein Wappen der Häuptlingsfamilie Cirksena aus Greetsiel. Inmitten des malerischen Fischerdorfes, in einem historischen Gulfhof, befindet sich das Nationalpark-Haus Greetsiel. In dem Museum erfahren wir alles über den Lebensraum Wattenmeer mit seiner Vogel- und Wassertierwelt, der Fischerei und dem Deichbau. Man kann auch an einer Führung in Wattenmeer oder zu den Salzwiesen teilnehmen.

Dann kommen wir zum 660 Jahre alten romantischen Hafen. Der Hafen selber ist Gezeitenunabhängig, durch eine Schleuse an der Leyhörn haben Ebbe und Flut hier ihren Einfluss verloren. Hier liegen 27 Krabbenkutter in den buntesten Farben. Ein Kutter dient als Museumskutter und man kann sich über alle Funktionen auf diesem Kutter informieren. Leider war dieser Kutter nicht im Hafen.Wir erfahren, das einmal im Jahr der bekannte Kutterkorso statt findet. Hier haben Urlauber die Möglichkeit, eine Ausfahrt bis auf das offene Meer mitzuerleben und den Fischern bei ihrer Arbeit, dem Granatfang, zuzusehen. Hinter dem Hafen liegt der Yachthafen mit bis zu 200 Stellplätzen. Hier im Hafen gibt es zahlreiche Angebote für Ausflugsfahrten mit dem Schiff ins Weltnaturerbe Wattenmeer und zu den Nordsee Inseln Borkum, Juist und Norderney, durch das Naturschutzgebiet Leyhörn und durch die Seeschleuse. Wir holen uns ein Eis und beobachten das turbulente Treiben hier am Hafen. Mit zu der idyllischen Atmosphäre trägt auch das 1798 erbaute alte Sieltor. Es ist über 200 Jahre alt, liegt ebenfalls mittig im Hafen und ist zugleich ein beliebter Treff-und Aussichtspunkt. Wir sehen das ehemalige Bahnhofsgebäude Greetsiel und auch noch ein Stück vom Lokschuppen. Heute gibt es hier ein Restaurant. Nicht weit entfernt am Deich steht das Schöpfwerk. Das Schöpfwerk dient der Entwässerung des tief liegenden Binnenlandes, indem es mit seinen drei Pumpen das Wasser, aus dem Binnendeiches gelegenen Gebiet durch den Deich hindurch in die Nordsee pumpt. Es steht unter Denkmalschutz. Fast hätte ich das denkmalgeschützte Alte Amtsmannhaus vergessen. Das alte Amtsmannhaus am Hafen ist durch Fernsehen bekannt. Nicht nur Künstler haben die Ferienregion Krummhörn-Greetsiel für sich entdeckt, sondern auch Film- und Fernsehregisseure. Diese schätzen die Vielzahl typischer ostfriesischer Motive wie die historischen Windmühlen, Leuchttürme, Gulfhöfe, das Ambiente des Greetsieler Hafen, die Weite der Marschlandschaft und vieles mehr.

Wir haben uns ein Prospekt über die Fahrzeiten der Ausflugsboote für die Kanal- bzw. Grachtenrundfahrten mitgenommen, um zu sehen wann die Boote starten. Wir haben uns für 13.00 Uhr eine Bootsfahrt gebucht, bis dahin genießen wir die Sonne bei einem ausgiebigen Frühstück. Wir haben uns für das kleine Ausflugsboot Namens Uschi entschieden. Die Fahrt dauert eine Stunde auf den Grachten von Greetsiel. Der Steuermann erzählt uns viel über den Ort und den Erzählungen führt er immer wieder einen Ostfriesen Witz zu. Das machte die Fahrt sehr unterhaltsam. Ich muss sagen, dass wir die Aussicht auf vieles an Land hier von Bord so nicht gesehen hätten. Einfach schön. So eine Bootsfahrt kann ich nur empfehlen. Übrigens, man kann natürlich auch im Kajak, Kanu oder gemütlich im Tretboot selbst das Steuer in die Hand nehmen und seine Bootstour selbst gestalten.

Heute unternehmen wir eine Fahrradtour zur Leybucht. Das Naturschutzgebiet Leyhörn erstreckt sich als eine Landzunge in das Wattenmeer. Das Gebiet der Leybucht ist der größte zusammenhängende Salzwiesenkomplex Niedersachsen. An der Leybucht befindet sich die Zufahrt von der Nordsee zum Hafen von Greetsiel und das 30 Meter breite Speerwerk Leysiel mit Siel und die Schleuse mit Entwässerungsfunktion. Davor liegt der 200 Hektar große Speichersee. Die Schleuse Leysiel, gute sieben Kilometer außerhalb des Ortes, trennt seit 1991 den Fischerhafen von der offenen Nordsee. Bis zu acht Kutter können dort gleichzeitig geschleust werden. Dank der Schleuse ist der Greetsieler Hafen tidenunabhängig und es bleibt immer der gleiche Wasserstand im Hafen. Leider war die Brücke vom Sperrwerk gesperrt und somit mussten wir ein Stück wieder zurückfahren. Das machte aber nichts, denn die Landschaft ist wunderschön und absolut abwechslungsreich. 

Wir fahren weiter und kommen zum Pilsumer Leuchtturm. Der 11 Meter hohe Leuchtrum steht auf dem Nordseedeich am Rande des Pilsumer Watt. Unverkennbar durch seinen gelb-roten Ringelsockenantrich fällt der Leuchtturm sofort auf und macht ihn zum bekanntesten Wahrzeichen Ostfrieslands. Über 28 Stufen kann der Turm auch besichtigt werden. Berühmt wurde dieser Turm durch den Film „Otto-der Außerfriesische“ mit Otto Walkes. Im Film dient dieser Turm als Wohnung. In einem Tatort mit Maria Furtwängler war er auch schon zu sehen. Ein Zimmer in diesem Leuchtturm dient heute als Trauzimmer und wer möchte kann hier heiraten. Wir fahren noch Stück am Deich weiter und kommen am Deicharbeiter-Denkmal vorbei. Eine kleine Fahrradschutzhütte für Wanderer und Radfahrer gibt es auch. Eine kleine nette Station zum Picknicken. Zurück fahren wir durch die Wiesen und genießen noch mal den Ausblick über die so schöne Natur. Unterwegs haben wir in einem netten Lokal unseren Durst gelöscht.

Der Abend ist so schön und wir gehen noch bisschen spazieren. Dabei erleben wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang.

Wer nach Greetsiel kommt ist eingefangen vom zauberhaften Anblick eines Puppenstubenortes. Wohl nirgends ist Ostfriesland uriger und typischer als hier. Hier kann man sich erholen und die Ruhe genießen.